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Mit Maß, aber Ziel: Bewegung für ältere Menschen

Mit Maß aber Ziel: Bewegung für ältere MenschenBewegung und Sport sind wichtige Säulen der Gesundheit. Auch ältere Menschen sollten deshalb nicht darauf verzichten. Denn regelmäßiger Sport trägt wesentlich dazu bei, die Selbstständigkeit und Handlungsfähigkeit im Alter zu erhalten, wie Mag. Dr. Andrea Paletta von der Universität Graz erklärt.

In jeder Lebensphase, insbesondere aber im Alter, geht es darum, spezifische Herausforderungen anzunehmen. Für Senioren bedeutet das, ihren Lebensbereich innerhalb der gegebenen körperlichen, emotionalen und sozialen Voraussetzungen bestmöglich zu gestalten. „Sport und Bewegung bieten in diesem Zusammenhang ein ‚Experimentierlabor’, um neue Wege auszuprobieren, seine körperlichen Funktionen zu verbessern oder zu stabilisieren, sich von etwaigen Problemen abzulenken, der Isolation zu entkommen und sich in eine Gemeinschaft zu integrieren. Bewegung erhöht insgesamt die Erlebnisintensität und die Lebensqualität“, erklärt Universitätsprofessorin Mag. Dr. Andrea Paletta vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Graz. Bewegung bei älteren Menschen kann aber noch viel mehr: Senioren, die regelmäßig Sport betreiben, können das Risiko von Stürzen und Knochenbrüchen reduzieren. Zudem beugen sie Herz-Kreislauferkrankungen, Übergewicht, Osteoporose (Knochenschwund), Depressionen oder Demenz vor.

Bewegung stärkt das Selbstvertrauen im Alter

Besonders im Alter kann regelmäßige Bewegung dazu beitragen, die eigene Handlungsfähigkeit längstmöglich zu erhalten. Wer Sport macht, lernt, die eigenen Grenzen und Möglichkeiten zu erkennen. Das hat Auswirkungen auf den Alltag von älteren Menschen: „Die Zuversicht, den Lösungsmöglichkeiten des Körpers und letztlich sich selbst zu vertrauen, ist wesentliche Voraussetzung dafür, die Unternehmungslust im Alter aufrecht zu erhalten“, so die Sportwissenschafterin.

Sport gegen den altersbedingten Abbau der Muskelmasse

Regelmäßiger Sport trägt aber auch zur Stressreduktion bei. Dr. Andrea Paletta: „Sorgen und Ängste älterer Menschen nehmen ab. Die Muskulatur wird durchblutet und die Sauerstoffversorgung verbessert. Nachts fördert dies einen tieferen Schlaf und tagsüber eine ausgeglichene Lebenseinstellung.“ Somit wirkt Sport dem altersbedingten Abbau der Muskelmasse entgegen. Aber auch die Versorgung von Knochen und Gelenken wird verbessert, was degenerativen Abbauprozessen vorbeugt. Nicht nur der Körper, auch der Geist profitiert: „Bewegungsaktivitäten haben in der Regel einen positiven Einfluss auf die Kurzzeitspeicherkapazität“, weiß die Universitätsprofessorin. Darüber hinaus fördert Bewegung mit Gleichgesinnten die sozialen Fähigkeiten und beugt dem Alleinsein vor.

Von Nordic Walking bis zu Tai Chi

Die Wahl der Sportart hängt von individuellen körperlichen und emotionalen Voraussetzungen ab. Somit gibt es keine allgemeinen Aussagen darüber, welcher Sport für Senioren am besten geeignet ist. Beliebt bei älteren Menschen sind Nordic Walking, Schwimmen, funktionelle Gymnastik, Spazieren gehen, Laufen oder ein moderates Krafttraining sowie asiatische Techniken wie Tai Chi, Pilates oder gemeinschaftsorientierte Aktivitäten wie Eisstockschießen oder Tanzen.

Sportärztliche Untersuchung vor dem Training

Ungeübten ist vor dem Training eine sportärztliche Untersuchung anzuraten. Dabei wird die Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislaufsystems und des Stütz- und Bewegungsapparates beurteilt. „Anfänger sind gut beraten, mit kürzeren, mindestens jedoch zehn Minuten dauernden Bewegungseinheiten zu beginnen und sich dann langsam zu steigern. Zu Beginn sollen eher klassische gesundheitsfördernde Übungen wie Beweglichkeits-, Gleichgewichts- oder moderate Kraftübungen sowie kleinere Spaziergänge durchgeführt werden. Bei Schmerzen, starker Atemnot oder anderen Arten von Unwohlsein unbedingt eine Pause einlegen bzw. die Bewegung abbrechen“, erklärt Dr. Andrea Paletta. Generell gilt, dass Sportler genau auf ihre Körpersignale achten und sich nicht so sehr an äußeren Vorgaben wie Trainingsplänen orientieren sollten.

MMag. Birgit Koxeder

Mai 2011

Foto: Bilderbox

Zuletzt aktualisiert am 11. Mai 2020