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Vorsorgeuntersuchung neu: Der Arzt als Freund und Helfer

post-it auf bildschirm"Jeder kennt sie, aber nur 10 Prozent der Österreicher nutzen sie!"

Die Rede ist von der Vorsorgeuntersuchung, die es in Österreich seit 1974 gibt und die helfen soll, Krankheiten frühzeitig zu erkennen. 2004 ließen sich 813.000 Personen in Österreich vorsorglich untersuchen. 2005 wurde die Vorsorgeuntersuchung reformiert und an den aktuellen medizinischen Fortschritt angepasst.


Die Vorsorgeuntersuchung steht allen in Österreich lebenden Personen zu, egal ob sie krankenversichert sind oder nicht. Mehr als 6.700 Ärzte in Österreich dürfen die Vorsorgeuntersuchung vornehmen. Die Vorsorge ist für den Patienten kostenlos. Da seit 1974 viele medizinische Fortschritte gemacht wurden, ist die Vorsorgeuntersuchung neu gestaltet worden. Neben der Früherkennung spielen die Aufklärung und Beratung von Risikoverhalten eine zentrale Rolle in der 2005 reformierten Gesundenuntersuchung NEU. Auf Basis medizinischer Laborwerte wie Bluthochdruck, Cholesterinwert oder Body Mass Index sollte der Arzt Empfehlungen zu gesundheitsfördernden Verhaltsweisen im täglichen Leben geben. Im Vordergrund steht dabei die Aufklärung, wie gesunde Ernährung und richtige Bewegung zur Reduktion von Übergewicht, zur Vermeidung von Bluthochdruck und Vorbeugung von Diabetes beitragen können.

Arzt als Berater: Lebensstil im Fokus

Auch übermäßige Werte die auf Alkohol-, Nikotin- oder Arzneimittelmissbrauch hinweisen, sollen Gegenstand der ärztlichen Beratungen sein. Dazu füllt der Patient einerseits Fragebögen aus, andererseits wird eine klinische Untersuchung und eine Blutuntersuchung durchgeführt. Generell gilt: Ist ein Patient mit einer der Untersuchungen nicht einverstanden, kann es diese ablehnen. Der Patient hat das Recht, den vom Arzt ausgefüllten Fragebogen einzusehen und zu kopieren. Werden Leistungen aus dem Katalog nicht erbacht, kann die zuständige Krankenversicherung kontaktiert werden. In einem Beratungsgespräch geht der Arzt dann auf die persönlichen Lebensumstände des untersuchten Patienten ein.

Frauen: Mammografie, Muttermundabstrich

Angeboten und empfohlen wird die Mammografie (Bruströntgen bei Frauen) ab 40 Jahren, für Frauen zwischen 50 und 70 Jahren bietet diese Untersuchung den größten Nutzen. Durchgeführt wird die Mammografie im 2-Jahresrythmus. Weiters im Programm sind der Muttermundabstrich ab 18 Jahren zur Erkennung von Gebärmutterhalskrebs.

Männer: Prostatauntersuchung nur mehr auf ausdrücklichen Wunsch

Nur auf ausdrücklichen Wunsch kommt bei über 50-jährigen Männern der so genannte PSA-Test zu Früherkennung von Prostatakrebs zum Einsatz. Autopsien belegen, dass jeder zweite Mann über 80 Jahren ein nicht diagnostiziertes Prostatakarzinom hat. Dieses wächst aber so langsam dass es keine Beschwerden verursacht und außerdem nicht zuletzt dadurch einem natürlichen Tod nicht im Weg steht (meist sind andere Todesursachen schneller schlagend). Der Test, der in der "alten" Vorsorgeuntersuchung noch vorgesehen war, ist umstritten, da falsche Befunde immer wieder zu belastenden Folgeuntersuchungen und Übertherapien führen. Daher wurde die Entscheidung über den PSA-Test den Patienten selbst übertragen.

Darmspiegelung ab 50 für Frauen und Männer

Zusätzlich zum Hämoccult-Test, bei dem Blutspuren im Stuhl nachgewiesen werden können, ist jetzt die große Darmspiegelung für beide Geschlechter neu ab einem Alter von 50 Jahren, diese wird im 10-Jahres-Rhythmus durchgeführt.

Paradontitis: Zeigt her Eure Zähne!

Ebenfalls neu ist die Überweisung zum Zahnarzt im Falle von Zahnfleischerkrankungen am Zahnerhaltungsapparat. Paradontitis gilt ab 35 Jahren als größter Risikofaktor für Zahnverlust. Stellt der Hausarzt eine akute Gefährdung fest, erfolgt eine Überweisung zum Zahnarzt.

Personen ab 65 Jahren: Hörtests, Sehtests

Bei älteren Personen legt die Vorsorge neu ein vermehrtes Augenmerk auf die Hör- und Sehleistung. Durch die Früherkennung sollen Unfallrisiken gesenkt werden und das gesundheitliche wie soziale Wohlbefinden der Betroffenen verbessert werden.

Weiters neu im Programm: Die Untersuchung der Risikoabschätzung an "Grünem Star" zu erkranken. Stellt der Arzt fest dass der Untersuchte zur Risikogruppe gehört (Eltern, Kinder, Geschwister erkrankt) ist eine Überweisung an einen Augenarzt vorgesehen.

Schriftliche Einladung für alle

Die Initiatoren der Vorsorgeuntersuchung NEU (Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungen, Österreichische Ärztekammer und Bundesministerium für Gesundheit) erhoffen sich durch die Früherkennung von Krankheiten und Risikofaktoren eine Erhöhung der Lebenserwartung und Verbesserung der Lebensqualität. Dazu wird es eine schriftliche Einladung für die Versicherten geben: Personen unter 40 Jahren werden alle drei Jahre, Personen über 40 Jahre alle 2 Jahre zur Vorsorgeuntersuchung eingeladen. In Oberösterreich wurden die meisten Vorsorgeuntersuchungen direkt bei der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse in Anspruch genommen (2005: 5000 Vorsorgeuntersuchungen).

Mag. Michael Schumm

April 2006



Foto: Bilderbox

Zuletzt aktualisiert am 11. Mai 2020