Pausenloses Arbeiten am Bildschirm ist nicht gut für Wirbelsäule, Augen und Hände. Die Arbeiterkammer Wien hat einen Ratgeber für Gymnastikübungen für Bildschirmarbeiter aufgelegt: Die 12 Bildschirm-Tibeter.
Dass das Arbeiten mit Computern in allen Arbeitsbereichen bereits zum Alltag gehört, bedarf keiner weiteren Erörterung. Dass bleibende Schäden nur durch regelmäßige Pausen und angemessene Gymnastikübungen vermieden werden können, ist leider noch nicht weit genug bekannt.
Arbeitspausen gesetzlich fixiert
Unausgesetzte Bildschirmarbeit stellt eine große Belastung für die Augen dar, das anerkennt auch der Gesetzgeber. Der § 10 der „Bildschirmarbeitsverordnung“ regelt die Arbeitspausen.
Nach jeweils 50 Minuten ununterbrochener Bildschirmtätigkeit und bei einer Tätigkeit von mehr als zwei Stunden täglich muss eine Pause oder ein Tätigkeitswechsel von jeweils mindestens 10 Minuten eingelegt werden. Wobei zwei Pausen zusammengelegt werden können.
Darüber hinaus besteht ein gesetzlicher Anspruch auf eine „Bildschirmbrille“, wenn eine augenärztliche Untersuchung ergibt, dass mit normalen Brillen nicht das Auslangen gefunden wird. Bildschirmbrillen fokussieren auf eine andere Entfernung als normale Fern- oder Nahbrillen, nämlich auf die untypische Entfernung von 60 bis 90 Zentimeter. Eben so weit wie der Bildschirm idealerweise vom Betrachter entfernt ist.
Der Dienstgeber muss dem Bediensteten alle drei Jahre – oder wenn sich Sehbeschwerden einstellen – eine unentgeltliche augenärztliche Untersuchung während der Dienstzeit ermöglichen.
Auf aufgestellt kommt's an
Der Bildschirm sollte so ausgerichtet sein, dass der Blick parallel zum Fenster auf den Bildschirm gerichtet ist.
Sitzt man mit dem Rücken zum Fenster, sind Spiegelungen im Bildschirm unvermeidbar. Genauso ist die andere Richtung – also Blick Richtung Fenster – zu vermeiden, weil der Kontrast zwischen hellem Tageslicht und relativ dunklerem Bildschirm zu einer Blendung der Augen führt.
Nicht nur die Augen
Aber nicht nur die Augen sind über Gebühr beansprucht, sondern auch Schultern, Genick und Hände.
Zu einer traurigen Bekanntheit hat es in letzter Zeit auch der RSI (repetitive strain injury – wiederholte Belastungsschaden) gebracht. Durch ständige, gleichförmige Bewegungen ohne große Kraftanstrengung, wie beim Bedienen der Maus, kommt es zu Überlastungen im Bereich des Hand- oder Schultergelenks. Abhilfe kann hier nur Abwechslung schaffen – RSI tritt nicht auf, wenn der Teufelskreis der ständig selben Bewegungen durchbrochen wird und völlig andere Arbeiten eingeschoben werden.
Richtiges Sitzen
Ergonomisch richtige Arbeitsstühle sichern nicht nur beschwerdefreies Arbeiten, sie wirken auch Ermüdungserscheinungen entgegen. Solche Sessel ermöglichen eine dauernde Veränderung der Sitzposition, wobei sich nicht nur die Rückenlehne, sondern auch die Sitzfläche mitneigen kann.
Die Sitzhöhe ist richtig eingestellt, wenn bei rechtwinkelig am Boden aufgesetzten Füßen zwischen Oberschenkel im Kniebereich und Sitzfläche noch eine flache Hand Platz hat.
Die Knie sollen ein 90 Grad Winkel bilden, auch die Ellbogen sollen während der Arbeit in diesem Winkel gehalten werden können.
Die Rückenlehne sollte bis in Schulterhöhe reichen. Dass die Lendenwirbelsäule gut gestützt werden soll, versteht sich von selbst.
Cervicalsyndrom
Schlechte oder verkrampfte Haltung wirkt sich nicht nur auf Hände und Arme aus, sie macht auch Beschwerden im Bereich des Genicks und der Schultern. Der Mediziner spricht dann unspezifisch von einem Cervicalsyndrom (lat. Cervix – Hals).
Das Schultergelenk ist ein kompliziert aufgebauter Apparat, an dem der Oberarmknochen, das Schlüsselbein und das Schulterblatt beteiligt sind. Eine Vielzahl von Muskeln fixiert den Oberarmknochen in der Gelenkspfanne, die aus Schlüsselbein und Schulterblatt gebildet wird. Darüber hinaus ist die Schulter durch große Muskeln mit der Wirbelsäule – und da vor allem mit der Hals- und Brustwirbelsäule – verbunden.
Sind die vielen kleinen Schultermuskeln einer dauernden Fehlbelastung ausgesetzt, können sie sich so sehr verspannen, dass nach Arbeitsende keine ausreichende Entspannung mehr eintreten kann. Die Folge ist, dass die Beweglichkeit des Gelenks eingeschränkt wird und die Bewegungen schmerzhaft werden. Das wiederum führt zu einer weiteren Einschränkung der Bewegungen, weil ja „jeder Knochen weh tut“.
Sind die Muskeln im Bereich des Genicks so sehr verkrampft und verspannt, dass die Halswirbelsäule angegriffen wird, können die Schmerzen auch in die Arme und Hände ausstrahlen. Nervenschmerzen und Gefühlsstörungen der Hände sind die Folge.
Nur Ausgleichsbewegungen helfen
Gegen all diese „Bürokrankheiten“ gibt es nur ein Mittel: Ausgleichsbewegungen und Ausbruch aus dem alltäglichen Trott. Falsche oder Überbelastung kann zu einem frühen Verschleiß des Schultergelenks führen. Für dauernde sitzende Berufe empfiehlt es sich, in kurzen Arbeitspausen, Schulter- und Armbereich durch entsprechende Übungen zu lockern. Selbstverständlich ist auch auf die richtige Haltung zu achten.
In manifesten Fällen werden Krankengymnastik, Massagen und Strombehandlungen, die der Hausarzt oder der Orthopäde verordnet, angezeigt sein.
Als eine Anleitung zur Selbsthilfe während der Bildschirmpausen hat die Arbeiterkammer Wien eine informative Broschüre aufgelegt, die Sie im Anhang finden.
Die 12 Bildschirm-Tibeter
Bildschirm-Tibeter_Internet - Mann beim Computer (569.6 KB)
Mag. Christian Boukal
Jänner 2007
Foto: Bilderbox