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Telefonieren am Steuer

telefonieren am steuer - Frau am Steuer mit FreisprecheinrichtungTelefonieren ist die liebste Nebentätigkeit beim Autofahren. Aus einer neuen Befragung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) geht hervor, dass gut zwei Drittel der befragten Autofahrer während der Fahrt telefonieren. Mit der gesetzlichen Verpflichtung zu einer Freisprecheinrichtung nehmen es allerdings weniger als die Hälfte der Befragten (43 Prozent) genau.

Autofahrer fast flächendeckend mit Handys ausgestattet

Befragt wurden mehr als 600 österreichische PKW-Lenker auf ihr Telefonierverhalten während der Autofahrt. Das Ergebnis: 91 Prozent der Autofahrer besitzen ein Mobiltelefon: „Stolze 69 Prozent telefonieren damit auch während der Fahrt, also wenn die Konzentration eigentlich auf andere Geschehnisse gerichtet sein sollte“, kommentiert Dr. Othmar Thann, Direktor des KfV, das Ergebnis.

Vieltelefonierer

Ein Fünftel der Befragten bezeichnete sich selbst als Vieltelefonierer. Dabei werden überwiegend – drei Viertel – private Gespräche geführt.„Für die umfassende Ablenkung vom Straßenverkehr lesen 22 Prozent der Autofahrer nebenbei auch SMS, jeder Elfte schreibt während der Fahrt selbst Kurznachrichten“, führt Thann weiter aus.

Nicht die Frauen

Obwohl die Frauen als das gesprächsfreudigere Geschlecht bezeichnet werden, machen doch die Männer mit 60 Prozent den Großteil der Telefonierer am Steuer aus.

'Knopf im Ohr' ist der Spitzenreiter

Das Headset ist mit 69 Prozent die beliebteste Freisprecheinrichtung, knapp ein Drittel ist fix im Auto montiert. Aber nur 43 Prozent der Befragten verwenden auch regelmäßig eine Freisprechanlage. „12 Prozent verzichten gänzlich darauf und verlassen sich damit auf ihre akrobatischen Lenkkünste“, so das KfV weiter.

„Aus früheren Beobachtungen wissen wir, dass diese Form der motorischen Selbstüberschätzung vor allem für die ungeschützten Verkehrsteilnehmer dramatisch enden kann“, betont Thann. „70 Prozent der Fahrer mit Handy am Ohr drosselten weder das Tempo, noch hielten sie an, wenn ein Fußgänger die Straße queren wollte.“

Immer noch ein Kavaliersdelikt

Erst im Juni hat das KfV eine Befragung zum Vormerksystem durchgeführt. Dabei reihten die österreichischen Autofahrer das Telefonieren am Steuer unter die Hauptunfallursachen ein. Jeder zweite Lenker befürwortete die Aufnahme dieses Delikt in das Vormerksystem für den Führerscheinentzug.


Doch nur sechs Prozent der Befragten gaben zu, schon mindestens einmal wegen Telefonierens am Steuer bestraft worden zu sein. Deshalb fordert das KfV effizientere Kontroll- und Ahndungsmöglichkeiten.

Derzeit ist laut Kraftfahrgesetz „dem Lenker das Telefonieren ohne Benützung einer Freisprecheinrichtung verboten.“ Um die „ohnehin milde Strafe von 25 Euro“ verhängen zu können, muss die Polizei das Fahrzeug anhalten — Handy-Lenker in Fahrt können also nicht angezeigt werden. „Das KfV fordert, Telefonieren am Steuer in den Katalog der Vormerkdelikte aufzunehmen und der Exekutive gleichzeitig die Möglichkeit einer effizienten Kontrolle zu geben“, schließt Thann.


Mag. Christian Boukal
Oktober 2006

Foto: Bilderbox

Zuletzt aktualisiert am 11. Mai 2020