Vor allem Menschen über 50 sind von bösartigen Lymphomen betroffen. Geschwollene Lymphknoten werden in den meisten Fällen von banalen Infektionen verursacht. Doch gerade bei älteren Menschen können diese Vergrößerungen - medizinisch Lymphome - auch bösartig sein. Sie verlaufen mit sehr unspezifischen Symptomen und meist ohne Schmerzen. Auch die Möglichkeit zur Früherkennung fehlt. Deshalb wird Lymphknotenkrebs oft zu spät erkannt.
Fast jeder kennt das: Bei einem grippalen Infekt oder einer anderen Krankheit schwellen die Lymphknoten an, vor allem jene am Hals. Das ist ganz natürlich und harmlos. „Lymphknoten haben die Aufgabe, Infekte abzuwehren, und vergrößern sich dabei“, erklärt Dr. Josef Tomasits, Oberarzt am Zentrallabor des Linzer AKH. Ist die Krankheit ausgeheilt, gehen auch die Lymphknoten wieder auf ihre normale Größe zurück. „Bleiben Lymphknoten jedoch länger als drei Monate geschwollen oder werden sie größer als einen Zentimeter, muss auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden“, unterstreicht Tomasits. Denn das kann bereits ein Hinweis auf ein bösartiges Lymphom und damit auf Lymphknotenkrebs sein.
Entgiftung
Das Lymphsystem ist mit der Blutbahn verbunden. Es ist allerdings kein Kreislauf, die Lymphkapillaren enden blind. Ihre Aufgabe besteht darin, Gewebswasser und Stoffwechselprodukte zu sammeln und über die Nieren auszuscheiden. Das Lymphsystem trägt damit erheblich zur Entgiftung des Körpers bei. Lymphknoten befinden sich an vielen Stellen im menschlichen Körper. Vergrößern sie sich am Hals, in der Achselhöhle oder in den Leisten, merkt man das. „90 Prozent der Lymphknoten hat der Mensch jedoch im Bauch- und Brustraum sowie im Darm. Eine Schwellung an diesen Stellen fällt zunächst natürlich nicht auf, noch dazu weil sie schmerzfrei verläuft“, erläutert der Mediziner.
Oft werden Symptome nicht in Verbindung mit einem eventuell lebensbedrohlichen Lymphom gebracht. Als Beispiele nennt Tomasits banal wirkende Hautveränderungen. „Im günstigsten Fall jucken sie, denn dann sucht der Patient früher einen Arzt auf.“ Lymphome im Darm etwa können Verursacher von Gewichtsverlust sein, jene im Brustraum die Luft abschnüren. Zu den weiteren Anzeichen der Krankheit zählen unter anderem Fieber und Nachtschweiß. Hinweise sind außerdem: „Eine eingeschränkte Beweglichkeit des Halses oder wenn die Haut aussieht, als käme man aus dem Solarium“, erläutert der Experte. „Jede Vergrößerung der Lymphknoten ist bei Frauen und Männern über 50 Jahren potenziell gefährlich“, warnt Tomasits. „Denn ab diesem Alter nimmt die aggressive und bösartige Lymphomerkrankung stetig zu.“ Die Krankheit kann nur besiegt werden, wenn sie frühzeitig entdeckt wird. Deshalb sollte bereits beim leisesten Verdacht ein Arzt aufgesucht werden. Mit einer feinen Nadel werden Gewebsproben entnommen, die dann histologisch begutachtet werden. „Sollte der Patient tatsächlich erkrankt sein, beginnt der Lymphomspezialist mit der entsprechenden Therapie“, so Tomasits. Diese richtet sich nach dem histologischen Befund, dem Stadium der Krankheit sowie nach dem Alter und Allgemeinzustand des Patienten. „Bei rechtzeitig eingeleiteter Therapie haben alle Lymphom-Patienten gute Chancen auf Heilung oder Besserung“, erklärt Tomasits.
Cornelia Schobesberger
September 2007
Foto: Bilderbox, deSign of Life, privat
Kommentar
Dr. Josef Tomasits
Zentrallabor des Allgemeinen Krankenhauses in Linz