Das Knie ist das größte Gelenk des Körpers und leider oft auch anfällig für Verletzungen. Meniskus, Bänder oder Schleimbeutel können Probleme bereiten. Wie man das Knie langfristig gesund hält und Beschwerden vorbeugt, erklärt Dr. Patrick Weninger.
Das Kniegelenk ist ein zusammengesetztes Gelenk, bei dem Oberschenkelknochen, Schienbein und Kniescheibe sowie zwei Faserknorpelringe – die sogenannten Menisken – in Verbindung stehen. Das Knie besteht eigentlich aus zwei Gelenken: Einer Verbindung zwischen Oberschenkel und Schienbein (Kniekehlgelenk) und einer zwischen Oberschenkel und Kniescheibe (Kniescheibengelenk). Verschiedene Bänder, das innere und äußere Seitenband sowie das vordere und hintere Kreuzband, sorgen für Stabilität und für einen festen Halt. Das Knie ist nicht nur das größte Gelenk, sondern auch das am meisten belastete, wie Univ.-Doz. Dr. Patrick Weninger, Facharzt für Unfallchirurgie, bestätigt: „Das Knie ist sehr großen Belastungen ausgesetzt, vor allem durch axiale Krafteinwirkungen auf das Gelenk. Das ist vor allem beim Laufen, aber auch beim normalen Gehen der Fall, insbesondere bei übergewichtigen Patienten.“
Abnützung oder Verletzung
Verletzungen treten daher häufig auf. Gerade bei jungen Menschen kommt es oft beim Ausüben von gewissen Sportarten dazu, während bei Älteren degenerative Veränderungen durch Verschleiß oder Fehlbelastungen im Vordergrund stehen. „Grundsätzlich ist es so, dass das Kniegelenk irgendwann, etwa ab dem 30. Lebensjahr, in Richtung Degeneration geht. So wie alle Gewebe im Körper sind auch die Strukturen innerhalb des Knies, vor allem die Menisken und Knorpel, einer gewissen Abnützung ausgesetzt. Beides zusammen, also die ständige vertikale Belastung und die natürlichen Degenerationsprozesse des Körpers, sind dafür verantwortlich, dass das Knie besonders häufig von Abnützung und Verletzung betroffen ist“, so Weninger.
Gefährliche Stop-and-go-Bewegungen
Gerade „knieunfreundliche“ Sportarten haben es in sich. Das sind jene mit Stop-and-go-Bewegungen und schnellen Richtungsänderungen, wie sie beim Fußballspielen, Tennis, American Football oder Skifahren häufig vorkommen. „Das sind sehr beliebte Sportarten, die von vielen Menschen gemacht werden. Deswegen kommt es vermehrt zu Verletzungen. Das Knie wird aber auch bei Sportarten mit starker Rotation, wie beim Slalomfahren mit Carving-Ski, besonders beansprucht“, hält der Facharzt für Unfallchirurgie fest.
Platz eins: Meniskusverletzungen
Verletzungen können sämtliche Strukturen des Kniegelenks betreffen. Besonders oft treten aber Meniskusverletzungen auf. Kommt es dazu, verspüren einige Betroffene ein lautes „Knacken“. In weiterer Folge können sich Schmerzen und eine Schwellung einstellen. „Es gibt Verletzungen, wie den Meniskusriss, die zwar häufig auftreten, aber sehr unproblematisch im Rahmen einer arthroskopischen Operation, also einer Gelenkspiegelung, zu behandeln sind. Damit sind die meisten Patienten beschwerdefrei“, erklärt der Universitätsdozent. Die zweithäufigsten Verletzungen betreffen die Bänder. „Hier vor allem das Seitenband und das vordere Kreuzband“, sagt der Universitätsdozent. Diese müssen nicht immer gänzlich reißen, auch ein Teilriss oder eine Zerrung sind möglich. Auf Platz drei der häufigsten Knieverletzungen stehen schließlich Knorpelverletzungen. „Sie sind am problematischsten, da sie oft sehr langwierig sind. Dabei gelingt es häufig nicht, die Ausgangssituation des gesunden Knorpels wieder herzustellen“, sagt der Unfallchirurg. Die Therapie ist abhängig von der Größe des Schadens. Zur Auswahl stehen spezielle Operationsverfahren, um eine Ersatzknorpelbildung zu stimulieren, oder die Züchtung und Transplantation von Knorpelzellen. „Mit der sogenannten Mosaik-Plastik lassen sich zudem Knorpelteile aus einem nicht belasteten Teil des Kniegelenkes in die Belastungszone verpflanzen. Ist der Knorpelschaden sehr hochgradig und sind große Knorpelanteile defekt, dann spricht man von einer Arthrose. Wenn das der Fall ist, hilft nur ein Gelenkersatz, also die Implantation einer Knieprothese“, so Weninger.
Risikofaktoren: Sport und Übergewicht
Besonders häufig von Knieproblemen betroffen sind somit Sportler. Weninger: „Hier muss man allerdings zwischen Sportlern, die chronische Kniebeschwerden haben, und jenen, die echte Verletzungen haben, unterscheiden. Chronische Belastungen sind oft bei Läufern zu sehen. Echte traumatische Verletzungen durch Unfälle entstehen vor allem bei Sportarten wie American Football, wenn die Gegner zusammenkrachen und das Knie verdreht wird.“ Aber auch übergewichtige Personen leiden vermehrt unter Kniebeschwerden. „Wenn mehr Gewicht auf den Knieapparat einwirkt, kommt es häufiger und schneller zu Abnützungen. Deshalb ist es besonders wichtig, dass Patienten mit Übergewicht weniger Laufsportarten ausüben, sondern mehr Sportarten machen, die runde Bewegungen erlauben und das Knie nicht belasten, wie Radfahren oder Schwimmen. Bewegung ist ja grundsätzlich gut“, sagt Weninger.
Was ist ein „Läuferknie“?
Apropos Läufer: Mit dem „Läuferknie“ bezeichnet man eine chronische Laufbeanspruchung des Kniegelenks. „Genau genommen handelt es sich um eine Reizung und um entzündliche Prozesse des Tractus“, sagt der Unfallchirurg. Diese Sehnenplatte (Tractus iliotibialis) verläuft über Oberschenkel und Knie zur Außenseite des Schienbeinkopfes und kann bei übermäßiger Beanspruchung am seitlichen Kniegelenk reiben. In weiterer Folge kann es zu einer Entzündung der Beinhaut und des Schleimbeutels kommen, was zu Schmerzen führt.
Verletzungen gezielt vorbeugen
Um all diese Verletzungen zu vermeiden und das Knie lange gesund zu halten, sollte man der Kräftigung der Muskeln vermehrt Aufmerksamkeit schenken. Darüber hinaus lassen sich mit Koordinationsschulungen, wie dem Stehen auf einem Bein oder auf Wackelbrettern, und durch die Meidung zu starker Gewichtsbelastungen Knieprobleme vorbeugen. Wer sich dann noch regelmäßig bewegt, fördert die Durchblutung des Gelenks. Das wiederum sorgt für eine ausreichende Versorgung der Bänder und Sehnen mit Nährstoffen. „Auch sollte man wiederholte starke vertikale Belastungen vermeiden und spezielle Sportarten mit großer Vorsicht und dem nötigen Respekt ausüben“, rät Weninger.
MMag. Birgit Koxeder-Hessenberger
August 2013
Foto: Bilderbox