DRUCKEN
Obst und Gemüse

Entzündungshemmende Ernährung

Arthritis, Schuppenflechte, Multiple Sklerose, Morbus Crohn, Alzheimer und Parkinson: All das sind Erkrankungen, die im Zusammenhang mit Entzündungsreaktionen im Körper stehen. Mittels gesunder Ernährung lassen sich viele Entzündungsprozesse vorbeugen und damit das Risiko für verschiedenste Erkrankungen mindern. 

Entzündungen sind notwendige Abwehrreaktionen des Körpers gegen schädliche Eindringlinge (wie Viren, Bakterien, Würmer oder Toxine). Man unterscheidet akute und chronische Entzündungen. „Entzündungen sind wichtig, solange sie sich gegen akute Bedrohungen richten. Stoppt dieser akute Prozess nicht, hat dies längerfristig negative Konsequenzen. Chronische Entzündungen führen letztlich immer zu einer Erkrankung, wenn man nichts dagegen tut“, sagt Dr. Helmut Retzek, Ganzheitsmediziner in Vöcklabruck. 

Ernährung beeinflusst Entzündungen 

Gefährdet von entzündlichen Erkrankungen sind vor allem Menschen mit einer entsprechenden Veranlagung im genetischen Rucksack. Ob Entzündungen chronifizieren, hängt aber von verschiedenen Faktoren ab. Der wohl entscheidendste Faktor ist die Ernährung. Der Grund: Bestimmte Lebensmittel hemmen Entzündungen, andere fördern sie.

„In über 50 Prozent der Fälle sind entzündliche Erkrankungen Folge von Ernährung und Lebensstil. Schon eine falsche Mahlzeit löst entzündliche Reaktionen aus und wer sich über Jahre hinweg falsch ernährt, bekommt sicher eine chronische Erkrankung. Dieser schleichende Prozess, man nennt ihn stille Entzündung, verkürzt die gesunden Lebensjahre. Mit durchschnittlich 67 Jahren hat jeder Österreicher eine oder mehrere chronische Erkrankungen. Eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung dagegen sorgen für ein langes Leben bei guter Gesundheit“, sagt Dr. Retzek. 

Vorbeugen und Entzündungen eindämmen 

Bei Entzündungen entstehen krankmachende freie Radikale. Mittels richtiger Ernährung lassen sich Schäden vorbeugen, da die dabei aufgenommenen Antioxidantien freien Radikalen entgegenwirken. Gesunde Ernährung hilft auch Übergewicht zu vermeiden, welches zusätzlich entzündungsfördernde Hormone produziert. 

„Wer nach dem Essen stets müde wird, hat mit einem der verzehrten Lebensmittel ein Problem und muss damit rechnen, dass es dadurch im Darm und gleichzeitig in der Leber zur stillen Entzündung kommt. Und wenn sich eine Erkrankung bereits manifestiert hat, sollte die Ernährung unbedingt erster Teil der Therapie sein, denn mit den richtigen Maßnahmen lassen sich bis zu zwei Drittel der sonst nötigen Medikamente und damit Nebenwirkungen einsparen“, sagt Dr. Retzek. 

Ölwechsel 

Mehrfach ungesättigte Öle werden im Körper zum Teil in Entzündungshormone umgewandelt. Aus Omega 3-Fettsäuren wird entzündungshemmendes Prostaglandin 3, aus Omega 6-Fettsäuren entzündungsförderndes Prostaglandin 2. „Fettsäuren sind so wichtig. Omega 3 kann Entzündung, Schmerz, Blutgerinnung und Krebs hemmen. Industrieöle dagegen fördern Entzündungen. Das gilt vor allem für Menschen mit rheumatischen Krankheiten, diese merken den Unterschied in ihren Schmerzen oft sehr schnell“, sagt Dr. Retzek.  

Das Mengenverhältnis von Omega 3 zu Omega 6-Fettsäuren scheint sehr wichtig zu sein. Eine Ernährung mit vielen Fertigprodukten führt zu einem viel zu hohen Konsum an entzündungsauslösendem Omega 6. Hier muss man gezielt Omega 3 zuführen, um das auszugleichen. Hamburger und Pommes sind leider nicht mit lange andauernder Gesundheit vereinbar. Ganz anders die Mittelmeerkost, deren viele schützenden pflanzlichen Flavonoide und das wichtige antioxidative Vitamin C uns gesund hält. 

Hier Dr. Retzeks Tipps, worauf man beim Essen achten sollte: 

Positiv 

  • Man sollte möglichst viel Bio-Gemüse essen, mindestens 400 Gramm am Tag.
  • Kohlsprossen, Kohl und Kraut – sehr gesund.
  • Karfiol, Brokkoli, Zwiebel, Knoblauch, Fisolen, Erbsen, Spinat, Karotten, Kartoffel, Avocado, Paprika, Tomaten. Alle diese Naturprodukte sind in Bio-Qualität gesund, voller Mikronährstoffe und basenreich. Stark gefärbte Nahrungsmittel sind immer entzündungshemmend. Diese Nahrungsmittel sollten zumindest die Hälfte unserer täglichen Ernährung ausmachen.
  • Bio-Zitronen mitsamt Schale sind eines der wirkungsmächtigsten Lebensmittel. Dr. Retzek: „Das kann Gefäßablagerungen auflösen, Krebs hemmen, Entzündungen bremsen und Alzheimer Plaques auflösen.“
  • Vollkornbrot, am besten ohne Weizen. Dr. Retzek: „Dieser wird aus mir unbekannten Gründen immer schlechter vertragen. Viele chronische Beschwerden lösen sich in Luft auf, wenn die Betroffenen strikt Weizen vermeiden.“
  • Leinsamen, Leinöl: 1 Esslöffel Leinöl am Tag und/oder 2 bis 3 Esslöffel Leinsamen decken den Omega 3-Bedarf.
  • Gewürze wie Kurkuma und Ingwer.
  • Fischöl. Dieses ist immer mehrfach destilliert und daher schwermetallfrei. Trotzdem gibt es Qualitätsunterschiede, die man an der Verträglichkeit merkt.
  • Grüne Smoothies. 

Negativ 

  • Fast ausschließlich aus entzündungsförderndem Omega 6 bestehen Maiskeimöl, Sonnenblumenöl und Öle, die nicht deklariert sind (auf der Flasche steht hier bloß „pflanzliche Öle“).
  • Zucker sollte man so gering wie möglich dosieren. Unter Zucker fallen Süßigkeiten, Limonaden, Dicksäfte, aber auch Weißbrot. Zucker fördert über Insulin die Entstehung von Entzündungen, erhöht den Cholesterinspiegel, führt zur Fettleber und vielen typischen „Alters-Erkrankungen“. Man muss aber nicht völlig auf Zucker verzichten. Da etwa Kakao Entzündungen entgegenwirkt, kann man sich dunkle Schokolade ab 70 Prozent Kakao-Anteil durchaus auch täglich gönnen.
  • Fastfood und Fertiggerichte meiden. Ein Grundübel der modernen Ernährung ist der Mangel an Mikronährstoffen, besonders die entzündungshemmenden in den vielen verarbeiteten Lebensmittel.
  • Alkohol kann in der Leber Entzündungen auslösen.

 

Fleisch: Geflügel ist neutral, Fisch ist entzündungshemmend. Entzündungsfördernd ist dagegen Schweinefleisch. Es enthält besonders viele entzündungsfördernde Fettsäuren. Dr. Retzek: „Fleisch aus Massentierhaltung ist immer voller Glyphosat. Oft kommt es nach einem Schweinsbraten bei Patienten zu einem Rheumaschub. Wenn man schon Schwein essen will, sollte es ein Bio-Schwein sein.“  

Milch: Bei Milch von der Kuh sollte man Heumilch vorziehen. „Kühe vertragen die energiedichte Fütterung mit Getreide und Soja schlecht und werden krank davon. Ich empfehle Bio-Milch von Kühen, die mit Gras oder Heu gefüttert werden“, sagt Retzek. 

Weizen: Viele Menschen vertragen Weizen nicht. Wer das für sich vermutet, sollte Weizen eine Zeit lang weglassen und stattdessen zum Beispiel Brot und Nudeln aus Roggen essen. Besteht Verdacht auf Zöliakie, sollte man sich auf diese Glutenunverträglichkeit unbedingt untersuchen lassen, da ansonsten schwere Erkrankungen drohen. 

Vitamine und Spurenelemente 

Ein Mangel an Magnesium fördert Entzündungen. „Magnesium reduziert Migräne-Häufigkeit, Blutdruck, schützt das Herz und erhöht die Stress-Resistenz und hat sich in der Behandlung von Depressionen als hervorragend herausgestellt.

Wichtig ist auch Vitamin D. Es ist erwiesen, dass ein gut gefüllter Vitamin D-Speicher das Krebsrisiko und entzündliche Erkrankungen halbieren kann“, sagt Dr. Retzek.

Vitamin C kann man gut in Form von Bio-Zitronen zu sich nehmen oder bei schweren Mängeln auch substituieren. „Jeder sollte ab und zu ein Blutbild bei einem Arzt mit Ausbildung in Orthomolekular-Medizin machen lassen, welches alle Entzündungsparameter und auch den Stand an Vitaminen & Co zeigt, und die vorhandenen Mängel ausgleichen“, rät der Mediziner. 

Dr. Retzeks Anti-Entzündungs- Rezepte 

Zitronenschalen-Smoothie: 1 Bio-Zitrone (ungeschält) als Ganze in den Mixer, dazu ein nussgroßes Stück Bio-Ingwer (ungeschält), ½ l Wasser – fein mixen. Diesen Smoothie jetzt noch 1:1 mit Wasser oder Mineralwasser verdünnen – schmeckt köstlich! 

Zitronen-Marmelade: 10 Säckchen Biozitronen (ca. 2,5 kg) in grobe Stücke schneiden. 300g Birkenzucker oder Demeter-Rohrzucker dazu und 1/2l Wasser. 5 min aufkochen, dann die Zitronen mit Stabmixer pürieren. Nun 3 Esslöffel Vanillin-Zucker hinein und mit Stevia-Süßstoff passend süßen. In Marmeladegläser füllen und eventuell im Backrohr noch 10 min bei 110 Grad nach-sterilisieren. Retzek: „Schmeckt zum Niederknien gut, am liebsten mit griechischem Joghurt und ist aufgrund der Zitrus-Flavonoide eine unfassbare Gesundheitsbombe.“

 

Dr. Thomas Hartl

Mai 2018


Bild: shutterstock


Zuletzt aktualisiert am 13. November 2020