Wer schon einmal auf Kur war, der weiß: Baden ist heilsam. Mit speziell aufbereiteten Wassern kann eine Reihe von Beschwerden gelindert werden. Aber auch ohne Kurhotel oder Wellnesstempel ist es möglich, etwas für die Gesundheit zu tun: Die Heilkraft des Wassers lässt sich nämlich auch in der eigenen Badewanne nutzen.
Schon die alten Römer und Griechen haben Wasser geliebt und es nicht nur zum Waschen verwendet. Seit der Antike wird Wasser in der sogenannten Balneotherapie als Heilmittel eingesetzt. Viele verschiedene Formen haben sich seither entwickelt und werden in den verschiedensten Bereichen eingesetzt: Thermalbäder, Kneippgüsse, Saunen, Baden, Duschen. Es gibt Heilwasser zum Trinken und Thermalwasser zum Aufsprühen, rechtsdrehendes Wasser und vieles mehr. Ende des 18. Jahrhunderts strömten die ersten Gäste in Seebäder. Später hat sich aus dem Baden im Meer und dem Spazierengehen am Strand die Heilmethode „Thalasso“ entwickelt. Und heutzutage verfügt praktisch jedes noch so kleine Wellness-Hotel schon über einen eigenen SPA-Bereich mit Pool, Saunen und Ruhebereichen. Was selbsterklärend ist, denn der Begriff Spa kommt aus dem Lateinischen – sanus (salus oder sanitus) per aquam – und bedeutet Gesundheit durch Wasser.
Luxusprogramm
Nach einem anstrengenden – oder auch sehr kaltem Tag – sehnen sich viele Menschen nach Entspannung von Körper und Geist. Ein heißes Bad in den gemütlichen eigenen vier Wänden drängt sich förmlich auf. Damit Wasser wirklich seine gesundheitsfördernde Wirkung entfalten kann, sind beim Baden ein paar Regeln zu berücksichtigen. Die Wassertemperatur sollte nicht zu kalt, aber auch nicht zu warm sein. Je höher die Temperatur ist, desto mehr Feuchtigkeit und Fett verliert die Haut. Zudem werden Herz und Kreislauf unnötig belastet, der Körper kann nicht zur Ruhe kommen. Optimal ist eine Wassertemperatur zwischen 36 und 38 Grad. Badelustige sollten nicht darauf vergessen, die Zimmertemperatur im Bad auf durchaus bis zu 25 Grad einzustellen, damit sich das angenehme Gefühl nach dem Baden nicht sofort verflüchtigt. Ein flauschiges Handtuch oder ein kuscheliger Bademantel in Griffweite beugen nach dem Bad einer zu schnellen Abkühlung vor.
Mindestens fünf Minuten
So gut ein heißes Bad tut, nicht immer ist es auch gesundheitsfördernd, sondern kann in einigen Fällen durchaus Nebenwirkungen haben. „Zwar wird die Durchblutung der Haut gefördert, der Stoffwechsel angeregt und der Blutdruck gesenkt, aber gleichzeitig erhöht sich das Schlagvolumen des Herzens, weil heißes Wasser Druck auf den Körper ausübt“, sagt Dr. Karl Holzmann, praktischer Arzt in Reichenthal/Mühlkreis und Kurarzt im Vortuna Gesundheitsressort in Bad Leonfelden. „Man muss also gesund sein, darf keinen fiebrigen Infekt haben und nicht unter Herzinsuffizienz leiden, wenn man ein warmes Vollbad nehmen will“, so der Internist. Ein Erkältungsbad bei einem beginnenden beginnenden Infekt sei aber aus medizinischer Sicht in Ordnung.
Das Wasser kann noch so gut temperiert und der Zusatz noch so herrlich duften, die optimale Wirkung lässt sich nur erzielen, wenn der ganze Raum zum Erholen einlädt. Warmes indirektes Licht, Kerzen, ruhige Musik und Tees fördern die angepeilte Entspannung. Auch auf die Dauer des Bades kommt es an. Der Körper benötigt mindestens fünf Minuten, um die Wärme des Wassers und die Wirkstoffe des Zusatzes aufzunehmen. In der Folge entspannen sich die Muskeln und die Gefäße weiten sich – man wird müde. Das Bad regt auch Stoffwechsel und Schweißproduktion an, wodurch sich die Poren öffnen und der Körper Schadstoffe ausscheidet.
Bleibt man jedoch länger als zehn bis 15 Minuten in der Wanne, werden Kreislauf und Haut eher belastet als verwöhnt. Damit die erholsame Wirkung nicht zu schnell verpufft, empfehlen Experten, sich nach einem Bad mindestens 20 Minuten lang auszuruhen. Und wer sich noch kurz vor dem Schlafengehen in die Wanne legt, darf mit einem erholsamen Schlaf rechnen.
Unterschiedliche Wirkung
Die entspannende Wirkung, die von einem Bad in der Wanne ausgeht, kann ein Badezusatz noch verstärken, wobei die Zusätze fast zur Gänze über die Haut aufgenommen werden. Über die Atemluft nimmt der Körper die Zusätze hingegen nur zu zwei bis vier Prozent auf. Viele Zusätze sind mit ätherischen Ölen erhältlich. „Sind erste Erkältungserscheinungen im Anflug, kann ein Erkältungsbad mit wohltuenden Kräutern hilfreich sein, da es die Atemwege freimacht. Darüber hinaus kann das Bad zur Schönheitspflege genutzt werden. So kann in der Zeit, in der man in der Wanne liegt, eine Gesichtsmaske oder eine Haarkur gut einwirken“, empfiehlt Dr. Holzmann. Wahre Wunder wirkt bei Migräne etwa ein Lavendelbad. Menschen, die unter Nervosität leiden, können mit diesem Duft gut entspannen. Die gleiche Wirkung wird Ingwer zugeschrieben.
Wem ein anregender Badezusatz lieber ist, der sollte auf den Klassiker in Form eines Eukalyptusbades setzen oder Latschenkiefer beigeben. Das ist gut gegen Erkältungen und befreit die Atemwege. Bei Atembeschwerden hilft auch ein Meersalz-Bad, während Heublumen als Zusatz den Stoffwechsel anregen, bei Gelenksbeschwerden Linderung bringen und psychisch ausgleichend wirken. „Auch Kohlensäurebäder sind ein möglicher Gesundheitstipp, um die Durchblutung zu fördern. Denn die Kohlensäure geht sofort durch die Haut in die Gefäße“, weiß Dr. Karl Holzmann. Hat hingegen jemand den Beauty-Effekt im Auge, sollte er zu Milch als Badezusatz greifen. Buttermilch im Badewasser macht die Haut geschmeidig, auch Molke in Kombination mit Olivenöl und dem individuellen Lieblingsduft sorgen für eine wohlriechende und gesunde Haut. Also – nix wie ab in die Badewanne!
Mag. Conny Wernitznig
November 2019
Kommentar
Prim. Dr. Karl Holzmann
Facharzt für innere Medizin, praktischer Arzt, ärztlicher Leiter im Vortuna Gesundheitsressort Bad Leonfelden
Bilder: shutterstock