Seit April 2021 ist der Ärztenotdienst für Linz im Rahmen eines zweijährigen Pilotprojekts neu aufgestellt: Hausärzt:innen und diplomierte Pflegekräfte des OÖ. Roten Kreuzes übernehmen künftig notwendige nächtliche Einsätze. Anlass dazu gab die Einschränkung des hausärztlichen Bereitschaftsdienstes. Gemeinsam haben das OÖ. Rote Kreuz, die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK), das Land Oberösterreich und die Ärztekammer für Oberösterreich eine neue Lösung forciert. Linz bleibt damit rund um die Uhr gut versorgt.
Anfang 2021 beschlossen die Linzer Vertragsärzt:innen die Einschränkung des ärztlichen Notdienstes: Statt wie bisher von bisher 19:00 bis 7:00 Uhr des nächsten Tages wurde die Bereitschaft auf die Zeit zwischen 19:00 und 23:00 Uhr reduziert. Auslöser der Reduktion war die beklagte Überlastung der Hausärzt:innen durch Bereitschaftsdienste neben dem schon sehr fordernden Ordinationsbetrieb in Linz.
„Wir haben die Sichtweise unseres Partners zu respektieren. Umgekehrt war allen klar: Die lückenlose Versorgung unserer Versicherten ist nicht verhandelbar. Hier tragen wir gemeinsam Verantwortung. Also haben wir das einzig Richtige getan: virtuell an einen Tisch setzen, Lösung finden, umsetzen! Für diese gute Arbeitskultur danke ich allen Partnern aufrichtig“, erklärt Michael Pecherstorfer, Vorsitzender des ÖGK-Landesstellenausschusses.
Geteilte Nacht – gleiche Nummer: 141
Kern des neuen Modells: Hausärzt:innen leisten nun gemeinsam mit diplomierten Fachkräften für Gesundheits- und Krankenpflege vom Roten Kreuz die nächtliche Versorgung in Linz. Damit folgt die Stahlstadt einem europaweit gängigen Weg. Von 19:00 bis 23:00 Uhr visitieren diensthabende Hausärzt:innen. Ab 23 Uhr rücken primär diplomierte Krankenpflegekräfte des Roten Kreuzes aus. Die ganze Nacht hindurch bleibt der geteilte Notdienst unter 141 erreichbar.
1450-Team als Rückgrat gibt Sicherheit
Im Einsatz des OÖ. Roten Kreuzes stehen Mitarbeiter:innen der telefonischen Gesundheitsberatung 1450, die von Rotkreuz-Fahrern des Ärztenotdienstes begleitet werden. In einem Erstgespräch wird auf Basis eines standardisierten und von Mediziner:innen entwickelten Abfrageprotokolls festgestellt, was den Patient:innen fehlt und welche Hilfe nötig ist. Die Mitarbeiter:innen der telefonischen Gesundheitsberatung 1450 geben medizinisch fundierte Auskünfte beziehungsweise Empfehlungen ab und wissen, wohin sich Anrufende wenden können. Das medizinisch qualifizierte Fachpersonal hilft auch, die Zeit sicher zu überbrücken, bis am nächsten Tag wieder eine Ärzt:in zur Verfügung steht.
Partner zufrieden
„Die Umsetzung läuft bisher sehr gut. Unsere diplomierten Pflegekräfte sind zur Stelle, um Menschen professionell zu helfen. Mit ihrer fachlichen Kompetenz stärken sie die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung und reduzieren nicht notwendige Spitalseinweisungen. Die neue Lösung sichert die nächtliche medizinische Versorgung in der Landeshauptstadt. Sie steigert zudem die medizinisch fundierte Beratungsqualität durch Einbindung von Mitarbeitern der Gesundheitshotline 1450“, sagt Dr. Walter Aichinger, Präsident des OÖ. Roten Kreuzes.
Ähnlich positiv sieht das der Präsident der Ärztekammer für Oberösterreich, Dr. Peter Niedermoser: „Die Belastung der Ärztinnen und Ärzte in nächtlicher Bereitschaft ist hoch, darum ist dieser neue Weg notwendig. Einmal mehr bewährt sich Kooperationsgeist als stärkster Problemlöser.
Mag. Gregor Smejkal
Mai 2021
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