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Vorhofflimmern – Stress für das Herz

Vorhofflimmern – Stress für das Herz

Bei Vorhofflimmern schlägt das Herz anhaltend unregelmäßig und oft so schnell, dass es weniger Blut in den Körper pumpt. Das Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen. Es ist nicht unmittelbar lebensbedrohlich. Auf Dauer erhöht es aber das Risiko für Schlaganfälle.

Das häufigste Symptom von Vorhofflimmern ist Herzklopfen, das man in der Brust oder im Hals spürt. Das Herz schlägt dann meist schneller und unregelmäßiger als normal. Ein gesunder Ruhepuls liegt meist zwischen 60 und 90 Herzschlägen pro Minute. Bei Vorhofflimmern schlägt das Herz 120- bis 160-mal pro Minute, bei manchen sogar bis 200-mal.

Schnelle Erschöpfung

Andere mögliche Symptome sind Schwächegefühl, schnelle Erschöpfung, ein Engegefühl in der Brust, Benommenheit und Schwindel. Mehr als die Hälfte der Betroffenen bemerken gar nicht, dass sie Vorhofflimmern haben – zumindest zu Beginn der Erkrankung.

Bestehen noch andere Herzerkrankungen, können weitere Beschwerden hinzukommen. Zum Beispiel kann eine Herzschwäche zu Kurzatmigkeit und Erschöpfung führen, vor allem bei körperlicher Belastung.

Unregelmäßiger Impuls

Das Herz zieht sich bei jedem Schlag zusammen und pumpt dadurch Blut in den Kreislauf. Der Herzschlag wird über elektrische Impulse geregelt. Der erste Impuls für einen Herzschlag entsteht im sogenannten Sinusknoten in der Wand des rechten Vorhofs. Der Impuls breitet sich wie eine Welle durch die beiden Vorhöfe aus und lässt sie einmal schlagen. Den normalen Ablauf nennt man Sinusrhythmus.

Bei einem Vorhofflimmern breiten sich elektrische Impulse in den Vorhöfen unregelmäßig aus. Das führt dazu, dass die Vorhöfe unkontrolliert zittern (flimmern).

Normalerweise helfen die Vorhöfe, die Herzkammern mit Blut zu füllen. Beim Vorhofflimmern fällt diese Unterstützung aus. Die Herzkammern pumpen zwar weiter Blut in den Körper, allerdings weniger und unregelmäßiger.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Bei den meisten Menschen lässt sich das Vorhofflimmern auf eine dieser Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückführen:

  • Bluthochdruck
  • Koronare Herzkrankheit
  • Herzinfarkt
  • Herzschwäche (sie kann auch Folge eines Vorhofflimmerns sein)


Manchmal liegt einem Vorhofflimmern eine behandelbare Ursache zugrunde, wie zum Beispiel eine undichte Herzklappe oder eine Schilddrüsenüberfunktion. Das Vorhofflimmern lässt sich dann unter Umständen durch einen Eingriff an der Herzklappe oder die Behandlung der Schilddrüse stoppen.

Risikofaktoren

Die Wahrscheinlichkeit für ein Vorhofflimmern steigt vor allem mit dem Alter an. Es gibt eine bestimmte genetische Prädisposition: Wenn nahe Verwandte Vorhofflimmern haben, ist das Erkrankungsrisiko höher. Männer haben ein höheres Risiko als Frauen. Zu den Risikofaktoren, gegen die man selbst etwas tun kann, gehören:

  • starker oder häufiger Alkoholkonsum
  • Rauchen
  • Diabetes mellitus
  • Bluthochdruck
  • deutliches Übergewicht
  • nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe)

Häufigkeit und Verlauf

Vorhofflimmern zählt zu den häufigsten Herzrhythmusstörungen: Nach Schätzungen sind etwa zwei Prozent der Bevölkerung betroffen. Da das Risiko mit dem Alter steigt, sind es bei über 65-Jährigen etwa acht Prozent.

Vorhofflimmern beginnt typischerweise mit seltenen, kurzen Episoden und kann sich mit der Zeit zu längeren Episoden oder einem permanenten Vorhofflimmern entwickeln.

Ernste Folgen

Ein Vorhofflimmern kann sich zwar durch verschiedene Beschwerden bemerkbar machen, bedeutet aber in den allermeisten Fällen keine akute Lebensgefahr. Langfristig kann es jedoch zu verschiedenen Folgeerkrankungen führen, insbesondere zu

  • Herzschwäche: Wenn die Vorhöfe nicht mehr richtig pumpen, muss der Rest des Herzens mehr leisten, um den Körper mit Blut zu versorgen. Dies kann das Herz auf Dauer überfordern und schwächen. Eine bereits bestehende Herzschwäche kann sich verschlechtern.
  • Schlaganfall: Beim Vorhofflimmern pumpen die Vorhöfe des Herzens nicht mehr ausreichend. Dadurch fließt das Blut in den Vorhöfen langsamer, staut sich und bildet leichter Gerinnsel. Wenn ein Blutgerinnsel über den Blutkreislauf zum Gehirn geschwemmt wird, kann es dort ein Gefäß verschließen und einen Schlaganfall auslösen. 

Behandlung

Die Behandlung von Vorhofflimmern hat zwei Ziele: Einerseits soll sie die Beschwerden durch den gestörten Herzschlag beseitigen oder zumindest lindern. Zum anderen soll sie einem Schlaganfall vorbeugen. Es kann ausreichen, den beschleunigten Puls mit Medikamenten zu senken (Frequenzkontrolle), meist mit einem Betablocker. Das entlastet das Herz und hilft gegen Beschwerden.

Wenn das zur Linderung nicht ausreicht, versucht man, das Vorhofflimmern zu beseitigen und den normalen Herzrhythmus wieder herzustellen (Rhythmuskontrolle). Dies gelingt in der Regel durch gezielte elektrische Impulse. Rückfälle sind aber möglich. Eine Behandlung mit Medikamenten oder eine sogenannte Katheterablation können das Rückfall-Risiko senken. Das ist zum Beispiel sinnvoll, wenn das Vorhofflimmern das Herz geschwächt hat.

Den meisten Menschen mit Vorhofflimmern werden Medikamente zur Vorbeugung von Schlaganfällen empfohlen. Sogenannte orale Antikoagulanzien hemmen die Blutgerinnung und können das Schlaganfallrisiko sehr wirksam senken.

Neben der Behandlung der Beschwerden und der Schlaganfall-Vorbeugung ist es auch wichtig, bestehende Begleiterkrankungen zu behandeln, etwa einen hohen Blutdruck oder eine koronare Herzerkrankung.


Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen/ Red.
Oktober 2022


Bild: Bits and Splits/AdobeStock




 

Zuletzt aktualisiert am 18. Oktober 2022