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Endlich gesund leben – Motivation zum Neustart

Endlich gesund leben – Motivation zum Neustart

Die meisten Menschen wünschen sich Gesundheit und ein langes Leben ohne Krankheiten. Nötig ist dazu in der Regel ein gesunder Lebensstil. Um diesen tatsächlich zu praktizieren, braucht es Motivation zur Veränderung. 

Zwar ist jeder Mensch einzigartig, doch gibt es gewisse Ankerpunkte, die einen gesunden Lebensstil ausmachen. Dieser lässt sich an folgenden Fakten festmachen: Gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, nicht rauchen, keine Drogen, kein oder wenig Alkohol, das Vermeiden von Dauerstress und ein gewisses Maß an Zufriedenheit und Glück.  

Wissenslücken 

Viele Menschen würden gerne gesünder leben, als sie es tatsächlich tun. Aber das Wissen, was tatsächlich gesund macht und wie Gesundheit im Rahmen des Zusammenspiels von Körper, Geist und Seele funktioniert, ist weniger verbreitet als man meint. „Es besteht viel Halbwissen und oft mangelt es an kompetenten Ansprechpartnern, die man zu konkreten Fragen eines gesunden Lebensstils fragen könnte“, sagt Mag. Doris Pargfrieder, diplomierte Lebensberaterin, Mentaltrainerin und Ernährungstrainerin aus Linz. 

Gewohnheiten prägen 

Aber auch gut aufgeklärte Menschen sind oft nicht willens oder in der Lage, die nötigen Schritte in Richtung Gesundheit zu tun. Sei es, weil sie sich nicht aufraffen können, um die Schritte in Richtung Veränderung des Lebensstiles zu machen, oder weil sie rasch wieder in alte Muster verfallen.  Langjährige Gewohnheiten zu verlassen, ist alles andere als leicht. Ein Beispiel: abends vorm Fernseher auf der Coach. Chips oder Schokolade und Bier oder Wein als Belohnung für einen anstrengenden Tag. Wer findet schon die Kraft, ohne die nötige Motivation davon die Finger zu lassen, wenn er das schon lange praktiziert?  

Belohnung für Stress 

Generell geht es darum, beim Umstieg zu einem gesünderen Leben liebgewonnene Rituale zu kompensieren, also bessere Alternativen einzuführen. „Niemand sollte sich schlechter fühlen, weil er schlechte Angewohnheiten hinter sich lässt. Will man sein Verhalten ändern, muss man neue Routinen etablieren. Entweder sucht man sich alternative, gesündere Belohnungen für den stressigen Alltag, oder besser noch, man packt das Problem bei der Wurzel und ändert sein Leben dahingehend, dass der Stress erst gar nicht mehr entsteht“, sagt Mag. Pargfrieder. 

Motivation zur Veränderung 

Um Veränderung bewerkstelligen zu können, muss man von sich aus aktiv werden und den eigenen mentalen Widerstand überwinden. Will man Veränderung schaffen, braucht es genügend Anreize dazu. Ohne die rechte Motivation bleibt alles beim Status Quo.  

Doch woher soll die Motivation kommen? Ein oft genutzter Motivator ist eine Erkrankung. Viele raffen sich erst dann auf, etwas zu verändern, wenn der Schaden (die Erkrankung) bereits eingetreten ist. Jahre oder gar Jahrzehnte wurde problematisches Verhalten bewusst in Kauf genommen oder verdrängt – und immer weitergemacht – doch nun, da das Leiden begonnen hat, braucht es Umkehr und Neuorientierung, um die Gesundheit möglicherweise wieder zu erlangen. Viele Menschen gehen diesen eben skizzierten Weg. Erstaunlicherweise ändern andere aber selbst bei schwerer Erkrankung absolut nichts an ihrem Lebensstil. Sie erwarten Hilfe ausschließlich von außen. Die Medizin, die Ärzte und die Medikamente mögen sie doch heilen. Ein Wunsch, der sich oft nicht erfüllen lässt. 

Eigener Wunsch 

Ohne den eigenen Wunsch zur Veränderung bleibt in der Regel alles beim Alten. Dennoch ist Aufklärung und Anleitung von außen in Form von Expertinnen und Experten nicht sinnlos. Denn nur wer die Fakten kennt, kann sich entscheiden, ob er sich davon beeinflussen lassen und sein Verhalten dahingehend ändern möchte. 

Enormer gesundheitlicher Nutzen 

Die vielleicht wichtigste Frage lautet: Wie viel Lebenszeit und Gesundheit bringt ein gesunder Lebensstil tatsächlich? Die kurze Antwort: der Gewinn ist beträchtlich. Hier die Zahlen einer großen Studie, der Health and Retirement Study. Diese umfasste mehr als 14.000 Personen im Alter von 50 bis 89 Jahren. Die Ergebnisse: Menschen, die nicht rauchen, nur mäßig Alkohol konsumieren und nicht stark übergewichtig sind, haben eine sieben Jahre höhere Lebenserwartung als der Durchschnitt der Bevölkerung.  

Besonders deutlich sind die Effekte laut Studie auf die durchschnittliche Lebenserwartung zwischen der risikoreichsten und der risikoärmsten Gruppe: Frauen, die nie übergewichtig waren, nie geraucht haben und mäßig trinken, leben demnach im Durchschnitt zwölf Jahre länger als Frauen, die diese ungesunden Verhaltensweisen an den Tag legen. Bei den Männern beträgt der Unterschied zwischen den beiden Gruppen immerhin noch elf Jahre. 

Manche Skeptiker mögen einwenden: „Was bringt mir das? Dann muss ich zum Lebensende ein paar Jahre länger im Pflegeheim vegetieren, das will ich doch gar nicht.“ Dem widerspricht eine Langzeitstudie, wonach man die meisten der gewonnenen Jahre in gutem Gesundheitszustand verbringen kann. 

Schädliche Laster reduzieren 

Gesundheit erfordert, dass man von gewissen Dingen die Finger lässt oder zumindest nur in Maßen konsumiert. Alkohol, Rauchen und alle anderen Arten von Suchtmitteln schädigen die Gesundheit. Mag. Pargfrieder: „Eine schrittweise Reduktion gelingt meist besser als der Versuch, von Hundert auf null zu kommen, denn das würde einen Mangelzustand und Stress auslösen und einen Abbruch provozieren. Ein entspannter Veränderungsprozess gelingt, wenn man das Ziel hat, zu 80 Prozent gesund zu leben und zu 20 Prozent sich kleine Laster zu erlauben. Man könnte sagen: In der Regel lebe ich gesund, aber zu bestimmten Anlässen erlaube ich mir in Maßen Bier oder Wein. Gesund leben muss nicht völligen Verzicht bedeuten. Wenn ich großteils gesund lebe, kann ich mir auch erlauben, hin und wieder zu sündigen.“ 

Veränderungen individuell umsetzen 

Die Art und Weise der Reduktion sollte sich nach der Persönlichkeit richten. Hier kann man drei Gruppen unterscheiden: Die erste braucht einen klaren, festgelegten Plan. Diese Menschen schreiben sich auf, bis wann und mit welchen Zwischenschritten sie ihr Ziel erreicht haben möchten. Die zweite Gruppe will sofort und radikal ihr Ziel erreichen. Sie versuchen beispielsweise abrupt jeden Alkohol wegzulassen – was in Ausnahmesituationen zum Scheitern verurteilt ist. Hier heißt es runter vom Gas und sich Spielräume erlauben. Die dritte Gruppe tut sich mit Veränderungen sehr schwer, hier sollte man ganz langsam vorgehen. Wenn jemand zehn Zigaretten täglich raucht, könnte man in einem ersten Schritt auf neun reduzieren, nach einer Woche dann acht und so weiter. 

Einfluss des Umfelds 

Das eigene Verhalten orientiert sich häufig an der näheren Umgebung. Eltern sind in ihrem Verhalten ein Vorbild für den Nachwuchs. Aber auch im Erwachsenenleben prägt das soziale Umfeld das Verhalten. Sporteln die Freunde, wird man in der Regel auch selbst mitmachen. Wird in den Büropausen geraucht, wird man auch selbst dazu verleitet. „Während die Nichtraucher oft durcharbeiten, machen die Raucher wiederholt Pausen, sie genießen also einen Vorteil. Statt sich ihnen anzuschließen, könnten Nichtraucher sich ebenfalls zusammentun und gemeinsam Pausen machen oder eine Runde im Park gehen. Man sollte für gesundes Verhalten keine Nachteile erleiden“, so Mag. Pargfrieder. 

Motivation von innen 

Einen gesunden Lebensstil kann man niemandem aufzwingen. Jeder derartige Versuch wird scheitern, da sich beim Gegenüber automatisch eine Abwehrhaltung aufbauen wird. Das wichtigste Werkzeug, um positive Veränderungen tatsächlich zu schaffen, ist die eigene Motivation, der freie Wille, der Wunsch nach Veränderung. Wer sich ändern möchte und sich dafür sogar begeistern kann, hat beste Chancen, das auch zu schaffen.  

Das Warum kennen 

Macht man sich klar, warum man ab sofort gesünder leben will, dann fällt es auch leichter, auf die bisherigen Laster zu verzichten. „Sein Warum sollte jeder kennen. Das kann beispielsweise die Erfüllung eines Lebenstraumes sein, weil man eine Weltreise plant, oder man möchte eine gesunde Oma für das Enkerl werden, wenn sich Nachwuchs ankündigt. „Wichtig ist, sich bereits heute mit dem Gefühl zu verbinden, das entsteht, wenn man in der Zukunft sein Ziel erreicht hat. Denn das motiviert zusätzlich und lässt den inneren Schweinehund schrumpfen“, rät die Mentaltrainerin. 

Mittel zur Zielerreichung 

Visualisieren: Das Arbeiten mit der Kraft der eigenen Vorstellung kann viel bewirken. Malen Sie sich lebendig und mit viel Gefühl und allen Sinnen aus, wie es sein wird, wenn Sie Ihr Ziel tatsächlich erreicht haben. Erleben Sie sich bei der vorweggenommenen Zielerreichung und spüren Sie mit allen Sinnen, wie sich diese anfühlen wird. 

Erfolgstagebuch: Erfolge motivieren. Ein Tagebuch macht uns die vielen kleinen und großen Erfolge bewusst. Das ist wichtig, weil sich das Hirn an Misserfolge stärker erinnert als an Fortschritte und Gelungenes. Das Niederschreiben der Erfolge erzeugt zudem ein gutes Gefühl, verbessert das Selbstbild und das Vertrauen in sich selbst. 

Erfolge feiern: Fortschritte sollte innerlich und auch äußerlich gefeiert werden. Man sollte sich auf seinem Weg immer wieder selbst belohnen. Worin die Belohnung besteht, muss jeder für sich selbst definieren (z.B. sich verwöhnen lassen, das Lieblingsessen kochen, ein Konzert besuchen etc.). 

Das richtige Umfeld wählen: Gesund leben bedeutet nicht, dass man alles alleine machen muss. Die Teilnahme an einer Sportchallenge oder an einem Kochkurs macht in der Gruppe viel mehr Spaß. Freunde, die den gesünderen Lebensstil unterstützen oder selbst schon leben, können zusätzlich motivieren und inspirieren.

 

Dr. Thomas Hartl
November 2022


Bild: Maridav/shutterstock.com

 

 

Zuletzt aktualisiert am 09. November 2022