Mehr als 24.000 Verletzungen ereigneten sich 2022 bei Reinigungsarbeiten im eigenen Haushalt. Ein nicht zu unterschätzender Anteil der Verletzungen passiert beim Frühjahrsputz, so das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV).
In den Monaten März und April verletzen sich durchschnittlich rund 60 Personen pro Tag so schwer, dass sie eine Krankenhausbehandlung in Anspruch nehmen müssen. Dabei sind noch immer Frauen mehr gefährdet, sich bei einem Frühjahrsputz zu verletzen. Doch auch Männer greifen immer häufiger zu Wischmopp und Co. – wie die aktuellen Unfalldaten des KFV belegen. Der Männeranteil am Verletzungsgeschehen nahm in den vergangenen Jahren nämlich zu: Von 18 Prozent im Jahr 2018 auf 26 Prozent im Jahr 2022.
Verletzungsrisiko
Gerade beim Frühjahrsputz werden die kleinen Gefahrenquellen verharmlost und das Verletzungsrisiko falsch eingeschätzt. „In der vertrauten Umgebung rechnet man nicht mit einem großen Unfallrisiko. Beispielsweise wird aus Bequemlichkeit oft auf das Fensterbrett gestiegen, anstatt eine stabile Leiter zu benützen. Aber auch bei einer Leiter muss man vorsichtig sein. Viele greifen zu einer Klappleiter, bei der man sich nicht mit der Hand anhalten kann. Hier kann man sehr schnell das
Gleichgewicht verlieren und von der Leiter fallen. Aber auch rutschige Socken oder lockere Hausschuhe sorgen immer wieder für plötzliche Stürze,“ warnt Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin der Abteilung Sport- und Freizeitsicherheit im KFV.
Sturz ist Unfallursache Nummer eins
Die meisten Verletzungen bei Reinigungsarbeiten im Haushalt werden durch Stürze verursacht, gefolgt von Kontakt oder Zusammenprall mit statischen oder fallenden Gegenständen. Auf Platz drei sind Verletzungen durch scharfe und spitze Gegenstände. Dabei spielen in 49 Prozent der Fälle Ablenkung, Hektik oder Unachtsamkeit die größte Rolle. „Ganz gefährlich sind Treppenstürze, oder Stürze von einer Leiter, beziehungsweise das Balancieren auf einem Sessel bei Putzarbeiten,“ so Trauner-Karner.
Drei von vier Verletzten sind weiblich
Die Ergebnisse einer Umfrage des KFV zeigen: 86 Prozent aller in Österreich lebenden Personen putzen regelmäßig ihren Wohnbereich. Während jedoch lediglich vier Prozent der Frauen angeben, selten oder nie zu putzen, ist dieser Wert bei den Männern sechsmal so hoch. Entsprechend höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass gerade Frauen bei Reinigungstätigkeiten im Haushalt verunfallen. Dies belegen auch die aktuellen Unfalldaten: Drei von vier Verletzen sind weiblich. Eine interessante Entwicklung hingegen ist, dass der Anteil an verletzten Männern in den vergangenen Jahren deutlich zunahm. Dies lässt vermuten, dass sich mehr Männer als noch vor fünf Jahren den Reinigungsarbeiten im Haushalt widmen.
Kinder
Wenn im eigenen Haushalt auch Kinder leben, ist es wichtig die Sicherheitsmaßnahmen zu erhöhen. Gerade bei kleineren Kindern sollte man darauf achten, Putzmittel nicht unbeaufsichtigt zu lassen und nicht leicht erreichbar aufzubewahren. Auch herumstehende Leitern sind für die Kleinsten sehr verlockend und können schnell zu Verletzungen führen. „Beim Fensterputzen muss man immer daran denken, beim Verlassen des Raumes kleine Kinder immer mitzunehmen, oder alle Fenster zu verschließen, bevor man weggeht,“ appelliert Trauner-Karner an alle Erziehungsberechtigten und Aufsichtspersonen.
Keine Hektik
Um Unfälle zu vermeiden ist es wichtig, auf das eigene Wohlbefinden zu achten: Fühlt man sich geschwächt, müde oder kraftlos, sollte man den Frühjahrsputz lieber verschieben. Denn gerade bei fehlender oder eingeschränkter Konzentration passieren Unfälle schneller. „Planen Sie ausreichend Zeit für Ihr Putzvorhaben ein, weil Überanstrengung und Hektik immer das Unfallrisiko erhöhen. Steigen Sie auch niemals auf Stühle und stapeln Sie auch diese niemals auf Tischen. Empfohlen sind geprüfte Leiter. Diese sollte man so platzieren, dass man weder nach links noch nach rechts balancieren muss. Auch ist es zu vermeiden, verschiedene Gegenstände und Putzutensilien herumliegen zu lassen, da diese eine Stolperfalle darstellen. Bitte, steigen Sie niemals beim Fensterputzen auf das Fensterbrett. Wenn keine passende Leiter vorhanden ist, ist es besser zu Reinigungsgeräten mit einem langen Stiel zu greifen,“ so Trauner-Karner.
Kuratorium für Verkehrssicherheit/ Cornelia Schobesberger
April 2023
Bild: Daria Voronchuk/shutterstock