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Häufige Fehler beim E-Scooter-Fahren  – und was man daraus lernen kann

Häufige Fehler beim E-Scooter-Fahren – und was man daraus lernen kann

Die Liste an Verfehlungen beim E-Scooter-Fahren ist lang, wie Auswertungen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) zeigen: 15 Prozent fahren trotz Verbots auf dem Gehsteig, 98 Prozent blinken nicht oder geben kein Handzeichen. Entsprechend hoch ist das Verletzungsrisiko: Im Jahr 2022 wurden in Österreich rund 3.600 verletzte E-Scooter-Fahrer in den Spitälern versorgt.

 

E-Scooter sind ein relativ junges Fortbewegungsmittel – und auch die Unfallopfer sind noch relativ jung: Zwei Drittel der Verletzten sind unter 40 Jahre alt. Alarmierend ist auch die Dynamik, wie Dipl.-Ing. Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) erklärt: „Seit Beginn des E-Scooter-Booms im Jahr 2019 hat sich die Zahl der im Spital behandelten Personen von 1.200 auf rund 3.600 im Jahr 2022 verdreifacht. Zudem sind im Jahr 2022 vier Menschen in Österreich mit E-Scootern ums Leben gekommen und damit doppelt so viele wie 2021.“

 

Nur 2 Prozent geben ein Handzeichen oder blinken

 

Teilweise sind die Ergebnisse der Erhebungen sehr markant, wie KFV-Verkehrsexpertin Mag. (FH) Ernestine Mayer erläutert: „In 98 Prozent der von uns beobachteten Fälle, haben die Personen auf den E-Scootern bei geplanten Abbiegevorgängen weder einen Blinker betätigt noch ein Handzeichen gegeben, obwohl eines von beiden vorgeschrieben ist.“ Mit ein Grund dafür dürfte sein, dass das Geben von Handzeichen vor allem bei leichtgewichtigen Modellen viel mehr Geschicklichkeit erfordert als bei Fahrrädern. Zudem ist die Ausstattung von E-Scootern mit Blinkern nicht verpflichtend. Dipl.-Ing. Robatsch empfiehlt daher: „Personen mit E-Scootern ohne Blinker sollten das Handzeichen geben – insbesondere bei der Annäherung an Kreuzungen. Beim Neukauf ist der Umstieg auf Modelle mit Blinker, zwei Bremsen und einer Hupe oder Klingel sehr zu empfehlen – auch um für eventuelle künftige Gesetzesänderungen gerüstet zu sein. Bei Leih-E-Scootern in Wien beispielsweise werden diese Ausstattungen ab Mai 2023 bereits vorgeschrieben.“

 

Nur 17 Prozent tragen einen Helm

 

Noch nicht verpflichtend vorgeschrieben sind derzeit auch Helme für Personen ab zwölf Jahren, obwohl die Scooter bis zu 25 km/h schnell fahren dürfen und es in jüngster Vergangenheit bei Teenagern zu sehr tragischen Unfällen kam. Wie die Statistik zeigt, haben 83 Prozent aller E-Scooter-Nutzer puncto Helme noch Nachholbedarf. Mag. (FH) Mayer rechnet vor: „Österreichweit liegt die Helmtragequote leider erst bei 17 Prozent und bei Leih-E-Scootern sogar erst bei einem Prozent, zumal beim Ausborgen in der Regel keine Leihhelme verfügbar sind. Dabei ist das Risiko für Schädel-Hirnverletzungen bei einem Unfall ohne Helm elf mal höher als mit Helm, wie wir aus durchaus vergleichbaren Studien mit E-Bikes wissen.“

 

Dipl.-Ing. Robatsch stellt daher klar: „Unsere Minimalforderung an den Gesetzgeber ist die Einführung einer Helmpflicht für alle E-Scooter oder die Herabsetzung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit.“ Zugleich appelliert der Experte an die Vernunft der Betroffenen: „Bitte tragen Sie freiwillig einen Helm und beachten Sie, dass Sie bereits jetzt in etlichen Situationen – etwa im Kreuzungsbereich, auf nasser Fahrbahn, in Begegnungszonen – wesentlich langsamer als 25 km/h fahren müssen.“

 

16 km/h statt der erlaubten 5 km/h

 

Wie wenig das Gebot der angepassten Geschwindigkeit derzeit noch beachtet wird, belegt Mag. (FH) Mayer anhand von Geschwindigkeitsmessungen, die an 20 Wiener Standorten durchgeführt wurden: „Die Durchschnittsgeschwindigkeit der E-Scooter ist 2022 im Vergleich zu 2019 von 15 auf 18 km/h gestiegen. In Fußgängerzonen lag der Mittelwert bei 16 km/h, obwohl nur 5 km/h erlaubt sind und selbst Gehsteige wurden im Schnitt mit 12 km/h befahren, obwohl dort komplettes Fahrverbot herrscht“, so die Expertin.

 

Dipl.-Ing. Robatsch betont dabei Folgendes: „Bitte beachten Sie unbedingt auch das Geschwindigkeitslimit von 10 km/h bei der Annäherung an Radfahrerüberfahrten, denn wenn sich die Wege der E-Scooter mit PKW, LKW und anderen stärkeren Verkehrsteilnehmern kreuzen, kann das zu besonders schweren Unfällen führen.“

 

Rund 75 Prozent aller E-Scooter-Unfälle sind selbst verschuldet

 

Wie wichtig im Eigeninteresse die Einhaltung aller gesetzlichen Regeln und Empfehlungen sind, zeigt auch der Blick auf eine andere Statistik: 66 Prozent aller verletzten E-Scooter-Fahrer verunglücken bei einem Alleinunfall. 25 Prozent haben ein Kfz als Unfallgegner, wobei sogar 75 Prozent aller Unfälle von den E-Scooter-Lenkern selbst verschuldet sind. Hauptunfallursachen sind die Fehleinschätzung der Bodenbeschaffenheit sowie Unachtsamkeit und Ablenkung. 23 Prozent der verletzten E-Scooter-Fahrer verunglücken auf der Fußgängerwegen, wo sie laut StVO gar nicht fahren dürfen.

 

Do‘s & Dont's beim E-Scooter-Fahren

 

Sie sollten …

… einen Helm tragen.

… nicht auf dem Gehsteig fahren.

… vor Abbiegevorgängen blinken oder ein Handzeichen geben.

… sich langsam an Kreuzungen annähern.

… auf eine situationsabhängige Fahr- und Verhaltensweise achten.

… niemals alkoholisiert oder unter Drogeneinfluss einen E-Scooter lenken.

… helle und reflektierende Kleidung tragen.

… niemals zu zweit einen E-Scooter benutzen.

… nur dort parken, wo es erlaubt ist und der E-Scooter niemand behindert.

… die Verkehrsregeln kennen und beachten.

 


Kuratorium für Verkehrssicherheit/ Red.
Juni 2023


Bild: Karolis Kavoleli/shutterstock.com

 

 

Zuletzt aktualisiert am 02. Juni 2023