DRUCKEN
Darmspiegelung kann Leben retten

Darmspiegelung kann Leben retten

Jedes Jahr sterben in Österreich rund 2.000 Menschen an den Folgen von Darmkrebs. Viele Erkrankungen könnten durch eine Darmspiegelung vermieden werden. Im Falle von Bedenken und Ängsten vor der Untersuchung sollte man sich gut informieren, denn in den meisten Fällen lassen sich diese durch Aufklärung beseitigen oder mindern.

 

Darmkrebs ist in Österreich bei Frauen die zweithäufigste und bei Männern die dritthäufigste bösartige Tumorerkrankung. Da sich die Erkrankung nicht durch Symptome und Beschwerden ankündigt, ist Vorsorge mit einer Darmspiegelung (Koloskopie) umso wichtiger. Durch sie lassen sich Vorstufen des Darmkrebses (Polypen) frühzeitig erkennen und auch sofort entfernen. Polypen sind Gewebsneubildungen, die sich an der Innenseite des Darms bilden und sich im Laufe der Zeit zu Krebs entwickeln können. In den meisten Fällen dauert dieser Prozess mehr als zehn Jahre. Durch die Entdeckung und Abtragung der Polypen wird die Entstehung eines Tumors verhindert, die Darmspiegelung ist daher Vorsorgeuntersuchung und (im Bedarfsfall) Therapiemaßnahme in einem.

 

Sehr gute Vorsorge

 

In Österreich werden jährlich rund 5.000 Fälle von Dickdarmkrebs diagnostiziert. „Die meisten Erkrankungen ließen sich durch regelmäßige Darmspiegelungen verhindern. Eine Koloskopie ist eine der besten Krebs-Vorsorgeuntersuchungen, die es gibt. Sie verhindert Darmkrebs effektiv und rettet damit Leben“, sagt Dr. Evelyn Ramsböck, Fachärztin für Innere Medizin, Gastroenterologie und Ärztin für Allgemeinmedizin in Wilhering.

 

Der österreichische Vorsorgeplan empfiehlt allen Personen ab dem 50. Lebensjahr alle zehn Jahre eine Koloskopie durchzuführen, um das Risiko von Darmkrebs zu reduzieren. Personen mit einem erhöhten Risiko, wie zum Beispiel bei Vorliegen von Darmkrebs in der Familie, sollten die erste Koloskopie bereits ab dem 40. Lebensjahr durchführen lassen. Wie häufig Risikopatienten die Untersuchung durchführen lassen, ist mit dem behandelnden Arzt abzuklären. Darmkrebs ist keine Frage des Geschlechts. Männer wie Frauen sollten die Möglichkeit der Koloskopie gleichermaßen in Anspruch nehmen.

 

Darmreinigung als Vorbereitung

 

Für eine aussagekräftige Spiegelung ist eine vorherige Reinigung des Darms nötig. Dazu muss man eine spezielle Lösung (die zur Leerung des Darms führt und damit eine klare Sicht auf das Darminnere ermöglicht) und zusätzlich viel Wasser trinken. Bereits einige Tage vor der Spiegelung darf man nur mehr bestimmte Nahrungsmittel zu sich nehmen, die Details werden dem Patienten beim Aufklärungsgespräch mitgeteilt.

 

„Vor allem alte Menschen haben manchmal Schwierigkeiten, so viel zu trinken und mitunter kann einem dabei übel werden. Im Allgemeinen ist die Vorbereitung aber kein Problem, man muss halt für drei Tage auf seine Ernährung achten“, erklärt die Ärztin.

 

Dauer nur einige Minuten

 

Bei einer Koloskopie wird der Dickdarm vom After bis zum Blinddarm mit einem schlauchartigen Instrument (Koloskop) untersucht. Das Koloskop ermöglicht die Beleuchtung des Darminneren und die Betrachtung über einen Monitor. Außerdem können zangenartige Geräte durch das Koloskop eingeführt werden, um Gewebeproben aus der Darmschleimhaut zu entnehmen oder Polypen zu entfernen. Die Prozedur dauert in der Regel ungefähr 10 bis 15 Minuten. Etwas länger dauert es, wenn Polypen abgetragen werden.

 

Wichtige Aufklärung

 

Vor einer Darmspiegelung ist eine Patientenaufklärung durch einen Arzt Pflicht. „Diese ist wichtig und auch nötig, denn dadurch lassen sich die meisten Bedenken und Ängste ausräumen. Wer zur Aufklärung kommt, kommt fast immer auch zur Untersuchung. Ich persönlich hatte bisher nur eine einzige Patientin, die nach der Aufklärung wegen ihrer Ängste doch nicht gekommen ist“, sagt Dr. Ramsböck.

 

Ängste ausräumen

 

Obwohl Darmspiegelungen Leben retten, meiden viele Menschen diese Untersuchung. Dahinter stehen nicht nur Nachlässigkeiten (vor allem bei Männern), sondern auch verschiedene Bedenken und Ängste:

 

Angst vor der Durchführung und vor möglichen Schmerzen: Die Angst, dass die Untersuchung äußerst unangenehm sein und große Schmerzen bereiten könnte, erweist sich in der Regel als unbegründet. Der Vorgang dauert relativ kurz und man spürt nicht viel. „Die Mehrheit wählt zudem eine Sedierung. Dann spürt man überhaupt nichts. Es ist so, als schlafe man. Vor allem wenn jemand die erste Koloskopie seines Lebens machen lässt, empfehle ich eine Sedierung. Und auch bei schlanken Menschen ist sie oft hilfreich, weil Schlanke meist mehr spüren als Beleibte. Häufig machen wir es auch so, dass wir ohne Schlafspritze beginnen und diese während der Untersuchung doch noch nachreichen, wenn es der Patient wünscht. Es braucht sich als wirklich niemand Sorgen wegen Schmerzen machen“, sagt Dr. Ramsböck.

 

Schamgefühle: Es ist normal, sich in dieser Situation verletzlich zu fühlen, aber es gibt keinen Grund, sich zu schämen oder unwohl zu fühlen. Schamgefühle sind bei manchen Menschen zwar ein Thema, sie sind aber fehl am Platz. Denn niemand muss sich nackt präsentieren, leichte Bekleidung sorgt für den Schutz der Intimsphäre. Außerdem sollte man sich als Patient klarmachen, dass die Prozedur für die durchführenden Ärzte ein alltäglicher Routinevorgang ist.

 

Die Angst vor dem Ergebnis: Die Untersuchung dient der Früherkennung, aber natürlich wünschen sich alle Patienten, dass nichts Auffälliges gefunden wird. „Die häufigste und größte Angst der Patienten besteht darin, dass bei der Untersuchung etwas Krankhaftes gefunden wird. Diese Angst ist nachvollziehbar, aber da wir Polypen sofort entfernen, ist dann auch die Erleichterung groß, dass das gemacht und damit Schlimmeres verhindert wurde“, sagt die Medizinerin.

 

Werden große Polypen gefunden, können diese ebenfalls entfernt werden, eine stationäre Aufnahme ist für eine Nachbeobachtungsphase jedoch nötig. Ist ein abgetragener Polyp bereits zu Krebs entartet, ist in der Regel die operative Entfernung des betroffenen Darmabschnittes notwendig. In den seltenen Fällen, in denen nicht nur ein Polyp, sondern ein bereits vorhandener Darmkrebs entdeckt wird, ist eine solche Früherkennung oft lebensrettend, da sofort eine Therapie eingeleitet werden kann.

 

Angst vor Verletzung: Komplikationen wie Blutungen oder Darmperforationen (Darmdurchbruch) können auftreten, auch wenn dies sehr selten vorkommt. Die Vorteile der Untersuchung überwiegen in der Regel die Risiken. Manche Patienten verzichten auf eine Sedierung, weil sie die Kontrolle über das Geschehen behalten möchten. Manche fürchten auch, sie würden unter dem Einfluss einer Beruhigungsspritze einen möglichen Durchstich der Darmwand nicht bemerken. „Diese Angst ist unbegründet, es gibt bei Sedierten keine Häufung von Darmverletzungen“, beruhigt Dr. Ramsböck.

 

Harmloser als gedacht

 

Viele Patienten, die vor der Koloskopie Angst hatten, sagen danach: „So schlimm wie gedacht war es ja gar nicht.“ Viele haben einfach eine zu schlechte Erwartungshaltung. „Das kommt auch davon, dass man sich untereinander oft nur die schlimmen Dinge erzählt und eine positive Mundpropaganda leider kaum stattfindet“, sagt Dr. Ramsböck.

 

Alternativen

 

Wem die Ängste vor einer Darmspiegelung dennoch nicht genommen werden können, der hat in Sachen Vorsorge folgende Alternativen:

 

  • Mit einem Stuhlbluttest lässt sich verstecktes Blut im Darm erkennen. Der Test kann freilich eine Koloskopie nicht vollständig ersetzen, denn manche Polypen bluten nicht und zeigen beim Stuhlbluttest daher keine Auffälligkeit.
  • Röntgenuntersuchungen mit Kontrastmittel: Sie haben den Nachteil, dass Frühstadien von Erkrankungen nicht erkannt und Gewebeproben nicht entnommen werden können.
  • Manche Kliniken und Institute bieten eine virtuelle Koloskopie mittels CT (Computertomografie) oder MRT (Magnet-Resonanz-Tomografie) an. Auch diese Untersuchung benötigt eine Darmreinigung. „Man kann damit sehen, ob alles in Ordnung ist, oder nicht. Aber man kann nur nachschauen und nichts tun. Wird ein Polyp gefunden, muss man erst recht wieder eine gängige Darmspiegelung durchführen lassen, um ihn abzutragen“, erklärt die Ärztin.

 

Die Botschaft

 

„Man sollte sich unbedingt dazu aufraffen, diese so wichtige Untersuchung im Rahmen der Vorsorge auch wirklich zu machen. Mit einer einzigen Untersuchung hat man Sicherheit und Ruhe für mehrere Jahre. Ich würde zudem jedem Patienten ab 50 Jahren empfehlen, auch zusätzlich eine Magenspiegelung durchführen zu lassen. Wenn man beides macht, braucht es nur eine einzige Vorbereitung“, so Dr. Ramsböck.

 

 

Dr. Thomas Hartl
August 2023


Bild: blvdone/shutterstock.com




 

 

 

Zuletzt aktualisiert am 07. August 2023