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Leberparasiten – im Extremfall Lebensgefahr

Leberparasiten – im Extremfall Lebensgefahr

Leberparasiten können unterschiedliche Krankheiten hervorrufen, zu denen die Infektion mit verschiedenen Bandwürmern und Amöben zählt. Auch wenn parasitäre Lebererkrankungen in Österreich nur selten auftreten, ist es ist wichtig, eine mögliche Infektion mit Leberparasiten abklären zu lassen. Im Extremfall droht nämlich Lebensgefahr.

 

Infektionen erkennen

 

Die Beschwerden können je nach Art des Parasiten und dem Ausmaß der Infektion variieren. Typische Anzeichen sind erhöhte Leberwerte und Bauchschmerzen, aber auch Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Müdigkeit, Gewichtsverlust und Gelbsucht. „Bei den Schmerzen handelt es sich klassischerweise um ein diffuses Druckgefühl im Oberbauch, selten können aber auch starke oder krampfartige Schmerzen auftreten“, sagt Primar Univ. Prof. Dr. Harald Hofer, Leiter der Abteilung für Innere Medizin I am Klinikum Wels-Grieskirchen.

 

Achtung: Alle diese Symptome sind auch Teil vieler anderer Erkrankungen. Da der Befall mit Leberparasiten hierzulande relativ selten vorkommt, liegen bei den genannten Beschwerden in den meisten Fällen andere Erkrankungen vor. Man sollte bei diesen Symptomen daher keinesfalls stets von Leberparasiten ausgehen, man sollte diese Möglichkeit aber auch nicht voreilig ausschließen.

 

Diagnose

 

Die Diagnose von Leberparasiten erfolgt durch eine Kombination von körperlicher Untersuchung, Anamnese (Gespräch), Blutuntersuchungen, serologische Untersuchungen (Nachweise von Antikörpern) und bildgebenden Verfahren wie Ultraschall der Leber und fallweise CT- oder MRT-Scans. In seltenen Fällen kann eine Biopsie nötig werden, bei der eine Gewebeprobe der Leber entnommen und auf das Vorhandensein von Parasiten untersucht wird.

Ein Befall mit Parasiten in der Leber bleibt oft über Jahre unbemerkt, da eine Infektion oft lange Zeit beschwerdefrei verläuft. Bis zum Auftreten erster Symptome können unter Umständen einige Jahre vergehen.

 

Therapie

 

Die Behandlung von Leberparasiten erfolgt mit Medikamenten (Antiparasitika). Die Behandlungsdauer hängt von der Art des Parasiten und der Schwere der Infektion ab. In einigen Fällen kann eine chirurgische Entfernung des betroffenen Gewebes erforderlich sein. Eine frühe Diagnose und Therapie helfen dabei, mögliche Komplikationen zu vermeiden.

 

Würmer und Amöben

 

Es gibt viele verschiedene Parasiten, die sich in der Leber einnisten können. Im Folgenden werden bestimmte Bandwürmer (Fuchsbandwurm und Hundebandwurm), Leberegel und eine Amöbenform beschrieben. Darüber hinaus gibt es weitere Parasitenarten, die eine Leberinfektion verursachen können, wie zum Beispiel Schistosomen (sie verursachen die Schistosomiasis) oder Leishmanien (sie verursachen die Leishmaniose).

 

Gefährlicher Fuchsbandwurm

 

Der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) ist einer der gefährlichsten Bandwurmarten, die die Leber befallen können. Hauptwirt ist der Fuchs, allerdings werden auch Hunde, Katzen und Marder befallen. Die Eier der Parasiten verbreiten sich über den Kot dieser Tiere. Hierzulande ist eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm sehr selten anzutreffen. So werden in Österreich pro Jahr nur einige wenige Fälle diagnostiziert.

 

Die Krankheit, die durch den Fuchsbandwurm verursacht wird, heißt Alveoläre Echinokokkose. Die Infektion führt zu Zysten in der Leber oder Lunge. Die Zysten breiten sich im befallenen Organ aus und zerstören es sukzessive. Falls die Zysten aufbrechen, kann sich die Infektion im ganzen Körper ausbreiten. „Diese Erkrankung ist ernst und kann lebensbedrohlich sein und benötigt daher eine sorgfältige Abklärung und idealerweise eine Anbindung an ein Zentrum“, rät Primar Hofer. Ohne Behandlung verläuft eine Infektion meist tödlich. Die Inkubationszeit ist sehr lang und kann bis 15 oder sogar 20 Jahre betragen.

 

Die häufigsten Krankheitssymptome sind Schmerzen im Oberbauch, gelegentlich auch Gelbsucht. Gewichtsverlust, erhöhte Leberwerte und eine vergrößerte Leber (Hepatomegalie) sind ebenfalls zu finden. Die Infektion mit dem Fuchsbandwurm ist selten, aber gefährlich und erfordert eine schnelle medizinische Behandlung, um Komplikationen zu vermeiden. Die Therapie richtet sich nach Ort und Schwere der Leberläsionen und besteht meist aus einer chirurgischen Entfernung von mit Parasiten befallenen Leberteilen in Kombination mit einer medikamentösen Therapie. Die medikamentöse Therapie dauert in der Regel viele Monate, manchmal sogar Jahre, und führt in den meisten Fällen zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden.

 

Die Möglichkeiten, sich mit dem Wurm zu infizieren, sind vielfältig. Der Mensch erwirbt die Infektion durch orale Aufnahme von Echinococcus-Eiern, durch Schmutz- und Schmierinfektion, kontaminiertes Wasser, Pilze oder Beeren bzw. durch Kontakt mit dem Fell von infizierten Füchsen. Ein weiterer möglicher (und seltener) Übertragungsweg ist der Verzehr von kontaminiertem Obst, Gemüse, Pilzen oder Beeren. Auch der Kontakt mit Waldboden oder Erdreich ist eine mögliche Infektionsquelle. Hunde und auch Katzen, die infizierte Mäuse gefressen haben, können die Eier ausscheiden und dadurch Menschen, die mit ihrem Kot in Kontakt kommen, infizieren.

 

Wer auf Nummer sicher gehen möchte: Vorbeugende Maßnahmen sind das Händewaschen nach dem Beeren-, Pilze-, und Holzsammeln; das Waschen von Obst und Gemüse; das Tragen von Handschuhen bei der Gartenarbeit oder bei der landwirtschaftlichen Arbeit, und das Vermeiden des Kontakts mit wilden Tieren. Diese Maßnahmen betreffen vor allem Landwirte, Waldarbeiter und Jäger.

 

Hundebandwurm

 

Die Hundebandwurm-Krankheit (Zystische Echinokokkose) ist etwas weniger gefährlich in seinen Auswirkungen als der Fuchsbandwurm. Anzeichen einer Infektion sind Schmerzen im Oberbauch, bei Lungenbefall auch Atemnot. Bei Zysten in der Leber sollte man immer auch die Möglichkeit eines Wurmbefalles abklären. Die Wahrscheinlichkeit von Würmern ist zwar immer gegeben, aber gering. Die Inkubationszeit liegt zwischen einigen Monaten und wenigen Jahren.

 

„Die Therapie besteht auch hier in einer chirurgischen Entfernung der Echinococcuszysten in Begleitung mit einer medikamentösen Therapie“, sagt Primar Hofer. Im Falle einer Operation ist eine komplette chirurgische Entfernung des Parasiten das Ziel. Werden Zysten nach einer medikamentösen Vorbehandlung mittels Operation entfernt, ist es entscheidend, die Zysten dabei als Ganzes herauszunehmen, ohne dass diese aufplatzen.

 

Der Hundebandwurm tritt in Österreich nur selten auf. Die Infektion erfolgt durch orale Aufnahme von Bandwurmeiern aus dem Hundekot, wenn man mit den Händen direkt oder indirekt mit infiziertem Hundekot in Kontakt kommt. Einzig wirklich sinnvolle vorbeugende Maßnahmen ist es, in Gebieten, in denen der Hundebandwurm vermehrt auftritt (Mittelmeerraum), eine umfassende Händehygiene nach Hundekontakt vorzunehmen.

 

Leberegel

 

Der Leberegel (Fasciola hepatica) Ist ein weltweit verbreiteter Wurm, er tritt in Österreich jedoch kaum in Erscheinung. Der Parasit, der zu den Saugwürmern gehört, siedelt normalerweise in den Gallengängen von Wiederkäuern wie Rindern, Ziegen und Schafen. In seltenen Fällen kann er aber auch die menschliche Leber befallen. Eine Übertragung kann durch den Konsum von kontaminiertem Wasser oder Lebensmittel erfolgen. Der Egel nistet sich in der Leber ein und kann eine Leberegelkrankheit hervorrufen, die mit Bauchschmerzen, einer vergrößerten Leber und Fieber einhergeht. Eine Fasciolose wird mit dem Wurmmittel Triclabendazol behandelt.

 

Vorbeugung: Essen Sie keine Brunnenkresse und andere Wasserpflanzen, wenn eine Verschmutzung durch den Kot von freilebenden Weidetieren nicht ausgeschlossen ist. Essen Sie keine rohe Leber.

 

Amöben

 

Amöben (Entamoeba histolytica) kommen in heimischen Gefilden nicht vor, werden aber aus tropischen Regionen eingeschleppt. Eine Infektion mit den Einzellern erfolgt über verunreinigte Lebensmittel oder Wasser. Diese Parasiten können Durchfall und andere Magen-Darm-Symptome verursachen. Wenn Amöben die Wirtsabwehr überwinden, dringen sie in die Darmschleimhaut ein. Über den Blutweg erreichen sie die Leber und bilden dort Abszesse aus. Ein Amöbenabszess kann auch in die Gallenwege eindringen und Nachbarorgane bedrängen. Wenn ein Abszess in ein Blutgefäß eindringt, kommt es zu weiteren Absiedlungen im Körper. Sogar Hirnabszesse sind möglich. „Entamoeba histolytica kann die Amöbenruhr verursachen, die von einer milden abdominellen Beschwerdesymptomatik bis hin zu einem ausgeprägten Krankheitsbild mit hohem Fieber und blutig schleimige Durchfälle reichen kann. Die häufigste extraintestinale Manifestation der Amöbiasis ist der Leberabszess. Hier muss dringend mit Antibiotika behandelt werden. Unter Umständen ist eine Operation nötig“, sagt Primar Hofer.

 

 

Dr. Thomas Hartl
September 2023


Bild: 2Ban/shutterstock.com




Zuletzt aktualisiert am 04. September 2023