Schwitzen ist eine lebenswichtige Funktion – das Verdunsten des Schweißes sorgt für die nötige Kühlung der Haut und der Körper wird vor Überhitzung geschützt. Auch das Schwitzen der Füße ist ein natürlicher Prozess. Wenn man jedoch stärker schwitzt als es für die Wärmeregulation notwendig ist, spricht man von einer übermäßigen Schweißproduktion (Hyperhidrose). Für die Betroffenen ist das unangenehm. Aber es gibt Abhilfe.
Wer an übermäßigem Schwitzen leidet, hat meist bestimmte Problemzonen: die Hände, die Achseln oder die Füße. „Für die Betroffenen kann das wirklich sehr unangenehm sein. Im beruflichen Kundenkontakt kann der Schweiß und sein Geruch zum Problem werden, aber auch privat will niemand wegen seiner riechenden Füße gehänselt werden“, sagt Prof. DDr. Wolfram Hötzenecker, Primar der Klinik für Dermatologie und Venerologie am Kepler Universitätsklinikum.
Mögliche Ursachen
Einige Menschen produzieren mehr Schweiß als andere, was auch das Risiko von Schweißfüßen und unangenehmem Geruch erhöht. Füße werden auch deshalb zum Problem, weil sie häufig den ganzen Tag in Socken und Schuhen eingeschlossen sind. Das führt zu einem feuchten, warmen und dunklen Umfeld und schafft ideale Bedingungen für Bakterienwachstum und Geruchsbildung.
Beim Schwitzen verlieren wir vor allem Wasser und Salz – Schweiß an sich riecht daher nicht unangenehm. Erst wenn Bakterien den Schweiß zersetzen, kann übler Geruch entstehen.
Im Falle von übermäßigem Schwitzen dürfte entweder eine Fehlregulation der Schweißdrüsen oder des vegetativen Nervensystems vorliegen. „Was davon tatsächlich die Ursache ist, ist wissenschaftlich noch nicht ausreichend geklärt“, sagt Prof. Hötzenecker. Für eine Beteiligung des Nervensystems spricht der Umstand, dass bei psychischer Belastung oder in unangenehmen Situationen vermehrt Schweiß abgesondert wird. „Freilich gibt es auch Schweißattacken, die völlig überraschend und für die Betroffenen scheinbar aus heiterem Himmel auftreten und sie ratlos machen“, weiß der Dermatologe.
Rauchen ist ein Faktor für starkes Schwitzen, der Konsum von Nikotin wirkt schweißtreibend. Das Schwitzen und der unangenehme Geruch können zudem von bestimmten Nahrungsmitteln wie Knoblauch, scharfen Gewürzen und Alkohol verstärkt werden. „In den meisten Fällen ist aber nicht die Ernährung schuld an den Schweißfüßen. Die Betroffenen schwitzen in der Regel unabhängig davon, was sie essen“, so Dr. Hötzenecker.
In seltenen Fällen können auch Erkrankungen, wie beispielsweise Schilddrüsenüberfunktion Diabetes oder Krebs hinter einem übermäßigen Schwitzen stecken. Um nicht falsche Befürchtungen zu schüren: Diese Erkrankungen sind als Ursache die absolute Ausnahme und nicht die Regel. In den allermeisten Fällen findet man keine inneren Ursachen und die Betroffenen sind meist gesund.
Fußpflege, Socken und Schuhe
Wer von Schweißfüßen geplagt ist, kann einiges dafür tun, um das Problem zu mindern. Eine gute Hygiene, regelmäßiges Wechseln von Socken und Schuhen sowie das Tragen von atmungsaktiven – möglichst offenen – Schuhen und Socken tragen dazu bei, Schweißfüße zu reduzieren. Socken sollten einen möglichst hohen Baumwollanteil haben und nicht aus Kunstfaser bestehen. Schuhe und Socken aus synthetischen Materialien sollte man vermeiden. Schuhe und Einlegesohlen aus Leder sind vorteilhaft. Damit die Einlegesohlen gut trocknen, sollten sie regelmäßig aus dem Schuh genommen werden. Zudem sollten sie regelmäßig erneuert werden.
Je mehr Luft und Licht an die Füße kommt, desto besser. Wer den ganzen Tag in geschlossenen Schuhen verbringen muss, sollte abends die Füße waschen und danach gut abtrocknen (auch zwischen den Zehen; die Zehenzwischenräume sollten gelegentlich auf Fußpilz hin untersucht werden; Hornhaut an den Fersen sollte regelmäßig entfernt werden). Zudem sollte man täglich frische Socken anziehen.
Verschwitzte Schuhe sollten an der frischen Luft getrocknet werden und erst wieder verwendet werden, wenn diese absolut trocken sind. Waschbare Schuhe sollten ab und zu in die Waschmaschine. Bakterien und Pilze im Schuh lassen sich mit Desinfektionsmitteln vermindern. Spezielle Desinfektionsmittel für Schuhe gibt es in Drogerien.
Nicht jeden Tag dasselbe Paar Schuhe anziehen, sondern diese stetig wechseln. Das gilt umso mehr für Arbeitsschuhe. Diese sind aus Sicherheitsgründen oft schwer und klobig und weisen kaum Belüftung auf – hier ist eine Fußhygiene besonders wichtig. Ideal ist es, wenn Handwerker mindestens zwei Paar Arbeitsschuhe haben, um diese ständig wechseln zu können.
Im Kampf gegen Fußgeruch können auch Socken mit Silberfäden helfen. Diese setzen durch verschiedene chemische Reaktionen auf der Haut antiseptische Silberverbindungen frei, sodass geruchsbildende Bakterien beseitigt werden.
Behandlungsmöglichkeiten
Neben den sozialen Nachteilen durch den Geruch bringen Schweißfüße auch gesundheitliche Probleme wie Fußpilz, Nagelpilz und bakterielle Infekte an den Füßen mit sich. Leidet man unter Schweißfüßen, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache abzuklären und eine geeignete Behandlung einzuleiten. Eine Heilung im Sinne von völliger Beseitigung des Problems des Fußschweißes ist zwar nicht möglich, doch gibt es mehrere Behandlungsmöglichkeiten, die Beschwerden zu minimieren.
- Iontophorese: Hierbei sitzt der Patient zuhause auf einem Stuhl und seine Füße befinden sich in einer mit Wasser gefüllten Plastikwanne, während schwacher elektrischer Strom durch das Wasser geleitet wird. Der durch den Patienten gesteuerte Strom führt zu einem prickelnden, knisternden Gefühl an den Fußsohlen. Der Strom blockiert vorübergehend die Schweißdrüsen und reduziert dadurch die Schweißproduktion. Die Iontophorese wird in der Regel als sichere Methode zur Behandlung von Schweißfüßen angesehen, kann aber anfangs die Haut reizen. Prof. Hötzenecker: „Sie wirkt sehr gut und ist der Goldstandard in der Behandlung. Die Therapie erfordert aber die stetige Mitarbeit des Patienten, denn wenn man die Maßnahme beendet, kehren die Schweißfüße rasch zurück. Anfangs beträgt die Dosis fünf bis zehn Minuten pro Tag, später ist das Fußbad nur mehr ein bis zweimal pro Woche nötig.“
- Botox: Das Nervengift wird in schweren Fällen eingesetzt und hält die Füße drei bis sechs Monate schweißfrei. Der Nachteil: Die Anwendung ist schmerzhaft. 10 bis 20 Injektionen sind nötig. Um die Schmerzen zu reduzieren, werden die Fußsohlen vor der Anwendung mit einem lokalen Betäubungsmittel eingecremt.
- Operationen: In früheren Jahren wurden in schweren Fällen als letzter Ausweg bei extremer Schweißproduktion mitunter Operationen durchgeführt, wobei der Sympathikus (Nerv) im Brustbereich durchtrennt wurde. „Teilweile half das. In der Hälfte der Fälle verlagerte sich das Schweißproblem nach der Operation allerdings, wodurch die Patienten plötzlich in anderen Körperregionen vermehrt zu schwitzen begannen. Heute werden diese Eingriffe hierzulande nicht mehr durchgeführt“, berichtet Dr. Hötzenecker.
Sprays, Salben & Co
Verschiedene Produkte gegen Schweißfüße enthalten Wirkstoffe, die entweder die Schweißproduktion für eine Weile reduzieren oder Bakterien bekämpfen, die für den Geruch verantwortlich sind. Die Wirkstoffe können in Form von Sprays, Cremes oder Puder auf die Füße aufgetragen werden. Hier sind einige Wirkstoffe, die häufig in solchen Produkten enthalten sind:
- Aluminiumchlorid reduziert die Schweißproduktion, indem es die Schweißdrüsen blockiert. Es stehen Cremes und Lotionen und auch spezielle Deos für die Füße zur Verfügung. Es gibt fallweise Bedenken hinsichtlich der Verwendung von Aluminiumchlorid aufgrund der Möglichkeit, dass der Wirkstoff in den Körper aufgenommen werden könnte. Die Europäische Kommission für öffentliche Gesundheit hat Aluminiumsalze als sicher eingestuft, solange sie in den empfohlenen Konzentrationen und unter normalen Bedingungen verwendet werden. Wer dennoch Bedenken hat, sollte auf einen anderen Wirkstoff ausweichen.
- Zinkoxid kann dazu beitragen, Bakterien und Pilze, die Geruch verursachen können, zu bekämpfen und somit unangenehmen Geruch zu reduzieren. Darüber hinaus hat Zinkoxid auch entzündungshemmende Eigenschaften, die dazu helfen können, Rötungen und Reizungen aufgrund von Schweißfüßen zu lindern. Zinkoxid wird oft in Form von Salben oder Cremes auf die betroffenen Stellen aufgetragen. Man sollte aber beachten, dass die langfristige Anwendung von Zinkoxid-basierten Produkten die Haut austrocknen und zu Irritationen führen kann.
- Teebaumöl kann helfen, Bakterien abzutöten, die für den Geruch von Schweißfüßen verantwortlich sind. Teebaumöl kann auf verschiedene Weise verwendet werden, etwa als Fußspray: Mischen Sie einige Tropfen Teebaumöl mit Wasser und geben Sie die Mischung in eine Sprühflasche. Sprühen Sie die Lösung auf Ihre Füße und lassen Sie sie trocknen.
Im Fußbad: Geben Sie einige Tropfen Teebaumöl in eine Schüssel mit warmem Wasser und stellen Sie Ihre Füße für 10 bis15 Minuten hinein. Anschließend gründlich abtrocknen.
Teebaumöl-Socken: Geben Sie einige Tropfen Teebaumöl auf Ihre Socken, bevor Sie sie anziehen. Dadurch wird das Öl direkt auf Ihre Füße aufgetragen, während Sie Ihre Socken tragen.
Achtung: Teebaumöl kann bei direktem Kontakt mit der Haut Reizungen verursachen. Daher sollte es immer mit Wasser verdünnt werden, bevor es auf die Haut aufgetragen wird. Verwenden Sie nur eine kleine Menge, um Überdosierung und Reizungen zu vermeiden. Wenn Sie empfindliche Haut haben oder auf Teebaumöl allergisch reagieren, sollten Sie es nicht verwenden. Alternativ kann auch Salbei, Lavendelöl oder Schwarztee verwendet werden. - Salicylsäure kann dazu beitragen, abgestorbene Hautzellen zu entfernen, die Bakterien beherbergen und den Geruch verstärken können.
- Natron: Ein beliebtes Hausmittel ist Natron. Entweder verwendet man es als Fußbad, wobei zwei Esslöffel Natron in zwei Litern warmem Wasser gelöst werden. Oder man streut etwas Natron vor dem Tragen in die Schuhe und entsorgt das Pulver nach dem Tragen wieder. So sollen unangenehme Gerüche vermieden werden.
- Fußpuder: Es kann helfen, überschüssige Feuchtigkeit zu absorbieren, Gerüche zu neutralisieren und die Haut zu erfrischen. Puder einfach auf die Fußsohle und in die Zwischenräume der Zehen auftragen, es saugt entstehende Schweißperlen auf.
Dr. Thomas Hartl
September 2023
Bild: shutterstock.com/Timof