Herzschrittmacher können Leben retten. Sie ermöglichen es Menschen mit Herzrhythmusstörungen ein möglichst normales Leben zu führen, indem sie den Herzschlag stabilisieren und lebensbedrohliche Komplikationen verhindern. Nach der Implantation sind einige Dinge zu beachten, um die Wundheilung und die Funktion des Gerätes nicht zu gefährden.
Ein Herzschrittmacher wird in der Regel dann implantiert, wenn eine Person Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche oder andere Herzprobleme hat, die eine Stimulation des Herzens erfordern, um einen normalen Herzschlag aufrechtzuerhalten. Dies kann bei langsamen Herzrhythmen, Herzblockaden oder anderen schweren Herzrhythmusstörungen der Fall sein.
Wenn jemand frisch einen Herzschrittmacher implantiert bekommt, gibt es einige Dinge zu beachten, um eine erfolgreiche Genesung und eine optimale Funktion des Herzschrittmachers zu gewährleisten. Hier sind einige wichtige Punkte, die in den ersten Wochen und Monaten zu beachten sind:
Narbenpflege
Die richtige Narbenpflege nach der Implantation eines Herzschrittmachers ist entscheidend für eine optimale Heilung. Halten Sie die Narbe sauber und trocken, um Infektionen zu vermeiden. Vermeiden Sie es, an der Narbe zu kratzen oder zu reiben, und befolgen Sie die Anweisungen Ihres Arztes zur Pflege, um eine möglichst unauffällige Heilung zu unterstützen.
Ruhe und Schonung
In den ersten Tagen nach der Implantation ist es wichtig, körperliche Anstrengungen zu vermeiden und ausreichend Ruhe zu bekommen. Der behandelnde Arzt sollte genaue Anweisungen geben, wie viel Bewegung und Aktivität im konkreten Fall angemessen ist. Wichtig ist es, die Stelle, an der das Gerät eingesetzt wurde (unterhalb des rechten oder linken Schlüsselbeins), einige Wochen vorsichtig zu behandeln. Konkret sollte man mit dem Arm der betreffenden Körperseite keine ausladenden Bewegungen und auch keine Überkopfbewegungen machen.
Sollte sich die Stelle der Implantation entzünden (erkennbar anhand einer Rötung oder Schwellung), sollte man zur Kontrolle in das die Operation durchführende Krankenhaus gehen. „Auch im sehr seltenen Fall, dass die ursprünglichen Beschwerden, welche der Grund für das Einsetzen des Schrittmachers waren, weiter fortbestehen, sollte man unbedingt das Spital aufsuchen“, sagt Primar Priv.-Doz. Dr. Clemens Steinwender, Vorstand der Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin im Kepler Universitätsklinikum Linz.
Normal belastbar
Wenige Wochen nach der Implantation eines Herzschrittmachers spürt der Träger von der Operation und der Wunde in der Regel nichts mehr. Ebenso wenig spürt er die Funktion, also die Arbeit des Geräts.
Einige Wochen nach der Implantation ist man üblicherweise körperlich normal belastbar und muss sich aufgrund des Eingriffs körperlich nicht weiter schonen. „Im Grunde kann man sich in vielen Fällen körperlich sogar mehr betätigen als vor dem Eingriff, denn das Herz des Patienten ist nun geschützt, der Schrittmacher ist eine Art eingebaute Sicherheitsfunktion. Moderne Herzschrittmacher ermöglichen es, wieder leistungsfähiger zu werden und ohne Angst am Leben teilnehmen zu können. Sie schützen einen verlässlich, man kann sich voll und ganz auf sie verlassen“, sagt Primar Steinwender.
Sporteln mit Herzschrittmacher
Nach Absprache mit dem behandelnden Arzt kann man seinen Alltag samt sportlicher Aktivität langsam wieder aufnehmen. Man kann fast alle Sportarten ausführen, jedoch sollte im Rahmen der Grunderkrankung bestimmt werden, welche körperlichen Aktivitäten für den Patienten sinnvoll sind und welche nicht.
Moderne Herzschrittmacher sind in der Lage, sich an die Bedürfnisse des Patienten anzupassen. Sie können erkennen, wann der Patient aktiver ist und den Herzschlag entsprechend anpassen, um die Herzfrequenz während körperlicher Aktivität zu steigern. Der Schrittmacher sollte Patienten also nicht davon abhalten, sich sportlich zu betätigen.
Aber Achtung: Sportarten mit großer Sturzgefahr oder Kampfsportarten sollte man meiden. Es gilt, Schläge gegen die Brust zu vermeiden. Auch Tauchen kann gefährlich sein. Bevor man wieder mit dem Tauchen beginnt (es werden lediglich Tauchgänge bis fünf Meter Tiefe empfohlen), sollte man unbedingt Rücksprache mit dem Kardiologen halten.
Mögliche Einschränkungen
Moderne Herzschrittmacher sind in der Regel so entwickelt, dass sie den Alltag weniger einschränken als ältere Modelle. Fortschritte in der Technologie haben dazu geführt, dass neuere Geräte klein, leicht und leistungsfähig sind.
Das Tragen von modernen Herzschrittmachern schränkt den Alltag kaum ein. Doch es gibt einige wenige Ausnahmen.
Elektromagnetische Felder können eventuell die Funktion eines Herzschrittmachers beeinträchtigen. Zu folgenden elektrischen Geräten sollte daher ein Sicherheitsabstand eingehalten werden: 15 Zentimeter Abstand des Herzschrittmachers zu Mobiltelefon, WLAN-Router, Funksender, Fön und Rasierapparat. 30 Zentimeter Abstand zu Bohrmaschine und Kettensäge. 60 Zentimeter Abstand zu einem Induktionskochfeld im Haushalt.
Achtung vor Elektroschweißgeräten, um die man einen großen Bogen machen sollte. Auch magnetische Matten sollte man meiden.
„Moderne Herzschrittmacher schützen inzwischen sehr gut gegen elektromagnetische Störungen. So ist der Gebrauch von Smartphones im Grunde nicht mehr gefährlich. Dennoch wird geraten, dass man sie nicht in einer Brusttasche des Hemdes oder T-Shirts trägt“, so Primar Steinwender.
MRT-Tauglichkeit
Moderne Herzschrittmacher sind in der Regel immer besser auf die Magnetresonanztomographie (MRT) vorbereitet, aber nicht alle sind zwangsläufig für eine MRT geeignet. Vor einigen Jahren waren die meisten Herzschrittmacher noch nicht MRT-tauglich, da die starken Magnetfelder die Funktion des Herzschrittmachers beeinträchtigen konnten. In jüngster Zeit haben einige Hersteller jedoch MRT-taugliche Herzschrittmacher entwickelt, die so konstruiert sind, dass sie die Einwirkung des MRT-Magnetfelds besser tolerieren. Diese neuen Schrittmacher ermöglichen es den Patienten, eine MRT-Untersuchung zu erhalten.
Vor einer MRT-Untersuchung ist es wichtig zu klären, ob das implantierte Herzschrittmacher-Modell MRT-tauglich ist und welche Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden müssen. „Bei den MRT-tauglichen Modellen muss man lediglich vor der Untersuchung eine bestimmte Funktion des Herzschrittmachers aktivieren und diese nach der Untersuchung wieder deaktivieren“, sagt der Linzer Kardiologe.
Metalldetektoren
Achtung vor Metalldetektoren an Flughäfen: „Durch diese sollten Träger von Schrittmachern nicht hindurchgehen. Man sollte dem Sicherheitspersonal Bescheid geben, dass man Träger eines Herzschrittmachers ist und seinen Ausweis vorweisen, der einen als solchen identifiziert – und dann seitlich um die Schleuse herum gehen“, sagt Primar Steinwender. Bitten Sie außerdem das Personal, auf das Abtasten mit dem Magnetstab im Brustbereich zu verzichten.
Die Diebstahlsicherungen in Kaufhäusern kann man mit modernen Herzschrittmachern hingegen normal durchschreiten, das schadet dem Schrittmacher nicht und löst in der Regel auch keinen Alarm aus.
Telemedizinische Überwachung
Einige moderne Herzschrittmacher können drahtlos mit externen Geräten kommunizieren, was bedeutet, dass eine Überwachung der korrekten Funktion vom Arzt aus der Ferne durchgeführt werden kann („Telemedizinische Überwachung“). Mithilfe der Telemedizin wird der Arzt frühzeitig über klinisch relevante Ereignisse informiert und kann damit rechtzeitig die Therapie anpassen. Damit lassen sich viele unnötige Routinekontrollen im Krankenhaus vermeiden. „Da die medizinischen Daten rund um die Uhr an die behandelnde Abteilung übermittelt werden, lassen sich etwaige Auffälligkeiten beim Patienten sofort erkennen. Das bringt dem Patienten noch mehr an Sicherheit“, erklärt Primar Steinwender.
Haltbarkeit und Batteriewechsel
In der Regel empfehlen Kardiologen, die Funktion des Herzschrittmachers alle ein bis zwei Jahre in der Ambulanz des zuständigen Krankenhauses überprüfen zu lassen. Durch die zunehmende Verwendung der Telemedizin werden diese Kontrollen in Zukunft seltener oder ganz überflüssig werden.
Moderne Herzschrittmacher sind nicht größer als eine dünne Streichholzschachtel, die Batterie hat eine durchschnittliche Lebensdauer von etwa zwölf Jahren, einige Modelle können auch bis zu fünfzehn Jahre oder länger halten. Ob und wann es sinnvoll ist, einen alten Herzschrittmacher durch ein neues Modell zu ersetzen, richtet sich neben dem Hauptgrund Batterieerschöpfung auch manchmal nach den medizinischen Bedürfnissen des Patienten. Bei Batterieerschöpfung wird stets der ganze Herzschrittmacher, in dem die Batterie völlig dicht verbaut ist, ausgetauscht. Dies erfordert keinen langen Krankenhausaufenthalt. Wie bei der Implantation, ist eine lokale Betäubung normalerweise ausreichend.
Wichtig: Tragen Sie Ihren Herzschrittmacher-Ausweis immer bei sich, damit zum Beispiel Rettungskräfte in etwaigen Notfällen schnell Bescheid wissen.
Dr. Thomas Hartl
September 2023
Bild: AdobeStock_94570269_Robert Kneschke