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Verstopfung: Wenn der Darm zum Problem wird

Verstopfung: Wenn der Darm zum Problem wird

Verstopfungen sind unangenehm, können aber zumeist mit Hausmitteln, Lebensstilmaßnahmen und Abführmitteln gut behoben werden. Eine Extremform der Verstopfung ist ein Kotstau, auch Koprostase bezeichnet, wobei sich Kot im Darm gefährlich ansammelt und nicht mehr richtig ausgeschieden werden kann.

 

Die Stuhlfrequenz kann von individuellen Faktoren wie Alter, Ernährungsgewohnheiten, körperlicher Aktivität und Gesundheitszustand beeinflusst werden. Solange er regelmäßig ist und ohne Schmerzen oder Unwohlsein erfolgt und der Stuhl eine normale Konsistenz hat, wird dies als gesund angesehen. Es ist wichtig, auf Veränderungen zu achten. Wenn sich die normale Stuhlfrequenz plötzlich deutlich verändert, begleitet wird von Schmerzen, Blut im Stuhl oder anderen ungewöhnlichen Symptomen, sollte man einen Arzt aufsuchen.

 

Es gibt keinen festgelegten Standard für die ideale Anzahl von Stuhlgängen pro Tag oder Woche. Die Häufigkeit variiert von Person zu Person. Einige Menschen haben mehrmals täglich Stuhlgang, andere einen Stuhlgang pro Tag und andere wiederum nur alle paar Tage. „Problematisch wird es nur dann, wenn Beschwerden entstehen und diese dauerhaft bleiben“, sagt Univ.- Prof. Dr. Alexander Moschen, Vorstand der Kepler Universitätsklinik für Innere Medizin in Linz.

 

Verstopfung

 

Verstopfung (auch als Obstipation bezeichnet), ist ein Zustand, bei dem der Stuhlgang erschwert ist oder nicht regelmäßig erfolgt. Der Stuhl bleibt länger als normal im Darm, wird hart und trocken und ist schwer auszuscheiden. Es kann auch zu Schmerzen oder Unwohlsein während des Stuhlgangs kommen. Auch ein unangenehmes Gefühl der unvollständigen Entleerung kann auftreten, selbst unmittelbar nach dem Stuhlgang. Blähungen und Bauchschmerzen sind typisch.

 

Ursachen

 

Chronische Verstopfung ist weit verbreitet. Die Ursachen können vielfältig sein: eine ballaststoffarme Ernährung, unzureichende Flüssigkeitsaufnahme, Bewegungsmangel, Nebenwirkungen bestimmter Medikamente (zum Beispiel von Schmerzmedikamenten), hormonelle Veränderungen, Stress oder Erkrankungen des Verdauungssystems.

 

„Bei Verstopfung sollte man sich die Frage stellen: Habe ich diesen Zustand schon lange Zeit oder ist dieser Zustand neu? Chronische Verstopfung ist in der Regel belastend und unangenehm, aber nicht gefährlich. Falls eine Verstopfung aber plötzlich aufgetreten ist und es keine Erklärung dafür gibt, sollte man die Sache medizinisch abklären und eine Darmspiegelung machen lassen. Das dient dazu, große Polypen oder Tumore, die im Darm möglicherweise eine Engstelle verursachen, als Ursache einer Verstopfung ausschließen zu können“, sagt Professor Moschen.

 

Therapie

 

Vorausgesetzt bei einer Koloskopie ist alles in Ordnung, gilt es nun systematisch mit einer Stufentherapie zu starten. Dabei helfen Hausmitteln und ballaststoffreiche Ernährung, erhöhte Flüssigkeitszufuhr und viel Bewegung, um den Stuhl weicher zu machen und die Darmtätigkeit anzuregen. Gegebenenfalls können auch synthetische Abführmittel und andere Medikamente eingesetzt werden. „Typischerweise versuchen es Betroffene zuerst mit Hausmittel. Das ist durchaus sinnvoll und hilft oft gut“, sagt Prof. Moschen.

 

Die beliebtesten Hausmittel

 

Leinsamen: Sie enthalten lösliche Ballaststoffe, die den Stuhl aufweichen können. Man kann Leinsamen zu den Mahlzeiten hinzufügen oder sie in Wasser einweichen und trinken.

 

Flohsamenschalen: Mischen Sie einen Esslöffel Flohsamenschalen mit einer ausreichenden Menge Wasser. Lassen Sie die Mischung für einige Minuten stehen, damit sie quellen kann. Trinken Sie anschließend die gesamte Mischung und spülen Sie mit einem Glas Wasser nach. Achten Sie darauf, ausreichend Flüssigkeit zu trinken, um die Quellung der Flohsamenschalen im Darm zu unterstützen.

Dörrpflaumen: Bei Verstopfung regen Dörrpflaumen die Darmtätigkeit an. Es wird empfohlen, sie gut zu kauen und dazu ausreichend Wasser zu trinken, um die Quellung der Ballaststoffe zu unterstützen. Achtung, nicht zu viel davon essen, Dörrpflaumen haben viele Kalorien und Zucker.

 

Wasserzufuhr erhöhen

 

Wassermangel führt zu festem Stuhl und Verstopfung. Ausreichend Flüssigkeit ist wichtig, um den Stuhl weich zu halten und die Verdauung zu unterstützen. Man sollte täglich eineinhalb bis zwei  Liter Wasser und andere Flüssigkeiten wie ungesüßte Kräutertees trinken. Als gute Faustregel gilt, acht Gläser Wasser pro Tag zu trinken.

 

Generell trinken die meisten Menschen zu wenig. Besonders gefährdet sind alte Menschen, bei denen das natürliche Durstgefühl nachlässt. Auch gefährdet: Sportler, die den starken Flüssigkeitsverlust durch den Sport nicht genügend ausgleichen.

 

Ernährung und Bewegung

 

Eine ballaststoffreiche Ernährung fördert die Verdauung und erleichtert den Stuhlgang. Dazu zählen Vollkornprodukte, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen. Es wird empfohlen, täglich etwa 25 bis 30 Gramm Ballaststoffe zu konsumieren. Auch Joghurt und Sauerkraut regen die Darmtätigkeit an.

 

Einige Lebensmittel dagegen können zu Verstopfung beitragen und sollten nur in Maßen konsumiert werden. Dazu gehören raffinierte Kohlenhydrate (z.B. weißes Brot, weißer Reis), fettreiche Lebensmittel, stark verarbeitete Lebensmittel und alkoholische Getränke. Auch Bananen und Schokolade stopfen in vielen Fällen.

 

Regelmäßiges Essen hilft dabei, dass der Verdauungstrakt besser funktioniert.


Es ist zudem wichtig, eine Ernährungsweise zu finden, die für einen persönlich gut funktioniert. Denn jeder Mensch reagiert ein wenig anders auf bestimmte Lebensmittel, daher kann es hilfreich sein, ein Ernährungstagebuch zu führen, um festzustellen, welche Lebensmittel helfen oder die Verdauung beeinträchtigen. Bei anhaltender Verstopfung ist es ratsam, einen Arzt oder eine Diätologin zu konsultieren, um eine individuelle Beratung zu erhalten.

 

Weitere Empfehlungen bei Verstopfung:

 

Gewohnheiten am WC ändern: Ein Stuhlgang sollte rasch und in einer aufrechten Position durchgeführt werden, ohne abgelenkt zu sein, um eine effiziente Entleerung des Darms zu fördern. Daher sollte man am WC weder lesen noch das Handy benützen.

 

Beckenbodentraining: Ein schwacher Beckenboden kann Verstopfung fördern. Ein Beckenbodentraining kann helfen, die Darmbewegung zu regulieren. Dies kann dazu beitragen, dass der Stuhlgang effizienter und leichter erfolgt.

 

Magnesiumsulfat (Bittersalz): Bittersalz ist eine natürliche Quelle von Magnesium und wird oft als Abführmittel verwendet. Es wirkt, indem es Wasser in den Darm zieht und den Stuhl erweicht. Bittersalz sollte aber mit Vorsicht verwendet werden und nur nach Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden, da eine übermäßige Einnahme zu Nebenwirkungen wie Durchfall führen kann.

 

Natriumsulfat (Glaubersalz): Dieses Salz kann ebenfalls als Abführmittel eingesetzt werden. Auch die Einnahme von Glaubersalz sollte mit Vorsicht erfolgen, um eine übermäßige Einnahme und damit verbundene Komplikationen zu vermeiden.

 

Medikamente (Abführmittel)

 

Ist der Darm zu träge, können Abführmittel (Picosulfat und Bisacodyl) eingesetzt werden. Sie regen die Darmbewegung an und erleichtern den Stuhlgang. Diese Medikamente sind nur kurzfristig anzuwenden. Eine regelmäßige und dauerhafte Anwendung kann sogar zu einer Verschlechterung der Darmbewegung führen.

 

Auch Laktulose und Sorbitol können bei der Behandlung von Verstopfung nützlich sein. Beide Substanzen gehören zur Gruppe der osmotischen Abführmittel. Sowohl Laktulose als auch Sorbitol können Nebenwirkungen wie Blähungen und Bauchschmerzen verursachen. „Diese Medikamente können als Nebenwirkung auch zu Durchfall und Blähungen führen. Für die meisten Patienten ist das okay, denn sie empfinden Verstopfung häufig als belastender als Durchfall“, sagt Prof. Moschen.

 

Koprostase – Extrem- und Sonderform einer Verstopfung

 

Ein Kotstau im Darm – die sogenannte Koprostase – ist eine Extremform und zugleich eine Sonderform einer Verstopfung. Im Gegensatz zur chronischen Verstopfung tritt sie nur selten auf. Betroffen sind vor allem alte Menschen, die an chronischer Verstopfung leiden und sich aufgrund körperlicher Einschränkungen nicht ausreichend bewegen können.

 

Im Falle einer Koprostase ist der Kot extrem hart und der Stuhl verklumpt. Die trockenen, verhärteten Kotballen verstopfen allmählich den Darm. Wenn sich der verhärtete Kot wie ein Pfropf vollständig festsetzt, ist die Darmentleerung selbst unter Druck nicht mehr möglich. Der Wasserentzug im Darm setzt sich fort und der Kot verhärtet zu einer Art „Kotstein“.

 

Mögliche Beschwerden und Komplikationen

 

Eine Koprostase kann sich aus einer chronischen Verstopfung heraus bilden. Die Symptome richten sich nach dem Schweregrad der Stauung. Zu den häufigsten Beschwerden gehören Blähungen und Bauchschmerzen, manchmal auch Übelkeit und Erbrechen. Schmerzen treten verstärkt im Sitzen auf, wenn es zu einem Darmentleerungsreflex kommt, der Darm aber wegen der Stauung nicht entleert werden kann.

 

„Von Zeit zu Zeit verflüssigen sich Anteile des Stuhls und bahnen sich ihren Weg.  Dies sollte man nicht mit klassischem Durchfall oder Inkontinenz verwechseln“, sagt Prof. Moschen.


Im fortgeschrittenen Stadium kann Koprostase zu schweren Vergiftungszuständen und Infektionen im Darm führen. Eine unbehandelte Koprostase kann zuletzt auch zu einem Darmverschluss führen, der für den Patienten potenziell lebensbedrohlich ist.

Solche Komplikationen sind zwar möglich, aber keinesfalls die Regel. Wird die Koprostase frühzeitig behandelt, bleiben Komplikationen meist aus.

 

Therapie

 

Ziel einer Therapie ist die Stuhlentleerung des Dickdarms. Eine echte (schwere) Koprostase sollte immer ärztlich diagnostiziert und behandelt werden, da lebensbedrohliche Folgen wie ein Darmverschluss nicht ausgeschlossen werden können. Bei einem leichten Kotstau kann ein oral eingenommenes Abführmittel oder eine Darmspülung ausreichend sein, um die Stauung zu lösen. Zur Entleerung des Darms stehen auch Einläufe zur Verfügung. Wenn all das keine Wirkung zeigt, bleibt als letztes Mittel nur die manuelle Ausräumung des Dickdarms. Diese wird von Fachärzten wie Gastroenterologen, Koloproktologen oder von geschultem Pflegepersonal durchgeführt.

 

Langfristig ist – wie bei der chronischen Verstopfung – eine Ernährungsanpassung mit ballaststoffhaltigen Lebensmitteln und ausreichend Flüssigkeitszufuhr wichtig, um den Stuhlgang zu regulieren.

 

Dr. Thomas Hartl
Oktober 2023


Bild: AdobeStock/Alrandir




Zuletzt aktualisiert am 27. Oktober 2023