Im Jahr 2005 stürzten rund 6.100 Kleinstkinder zu Hause so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Das teilt das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) mit. Hauptunfallursache sind Stürze aus der Höhe oder von beziehungsweise auf einer Treppe.
Die meisten Unfälle mit Kleinstkindern bis zu drei Jahren ereignen sich nicht etwa im Straßenverkehr, sondern zu Hause. Mehr als drei Viertel der gestürzten Kleinkinder verletzten sich am Kopf. „Kopfverletzungen führen besonders häufig zu bleibenden Schäden“, so das KfV.
Treppen
Bei einem Sturz über die heimische Treppe verletzten sich rund 1.100 Kleinstkinder – das sind fast 20 Prozent aller in der Wohnung gestürzten Kleinstkinder. „In diesem Zusammenhang raten wir vor allem von Laufwagerln gänzlich ab. Sie erhöhen das Sturzrisiko enorm – gerade wenn Treppen nicht mit Schutzgittern versehen sind“, warnt Dr. Rupert Kisser, Bereichsleiter Heim, Freizeit & Sport im KfV. Hinzu kommt, dass Laufwagerl bei Babys die Entwicklung der motorischen Fähigkeiten verlangsamen, anstatt sie zu fördern. Grundsätzlich sollten Eltern darauf achten, dass jede Treppe mit einem Treppenschutzgitter ausgerüstet ist. Auch das Abschließen der Kellertüre und rutschfeste Stufen können schwerwiegende Stürze der Kleinen verhindern, so das KfV.
Fenster und Balkone
Im Frühjahr und Sommer stellen vor allem offene Balkontüren und Fenster eine lebensbedrohliche Gefahr dar. „Kinder sind sehr neugierig und aktiv. Was außerhalb der Wohnung passiert, wird für die Kleinen immer interessanter. Deswegen üben Fenster und Balkone eine große Anziehungskraft auf sie aus“, erklärt Kisser. Zudem trauen Eltern ihren Kindern oft nicht zu, dass sie bereits in der Lage sind, bis an das Fenster zu kommen. Doch die Kleinen scheuen sich nicht davor, ihrem Ziel näher zu kommen, indem sie als Kletterhilfe Tische oder Sessel ans Fenster oder die Balkonbrüstung schieben. Fenstersperren helfen, diese Gefahr zu bannen. Sie gewährleisten, dass das Fenster nur einen Spalt breit geöffnet werden kann. Gleichzeitig verhindern sie ungewolltes Zufallen und eingeklemmte Finger. Auch Kindergitter bei Fenstern helfen. Balkone dürfen keine Querlatten haben, da die Sprösslinge sonst daran hochklettern können. Des Weiteren dürfen die Gitterstäbe nicht mehr als zwölf Zentimeter voneinander entfernt sein. „Leider fehlen nach wie vor einige Vorschriften in den neun österreichischen Bauordnungen, um Häuser kindersicher zu gestalten“, so Kisser. Das KfV fordert deshalb erneut, dass in Neubauten nur mehr Fenster und Balkontüren mit integrierter Kindersicherung eingebaut werden dürfen – das erspart den Eltern den nachträglichen Einbau.
Gefahrenquelle Wickeltisch
„Der Sturz vom Wickeltisch ist immer wieder Ursache für schwere Kopfverletzungen im Säuglingsalter. Durchschnittlich verletzen sich jährlich 500 Kleinstkinder auf diese Art so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Mehr als 90 Prozent verletzen sich dabei am Kopf“, berichtet Kisser. Um solche Unfälle zu vermeiden, ist es wichtig, beim Wickeln immer eine Hand am Kind zu haben. Alle Utensilien sollten vorher bereit gelegt werden, die Wickelfläche sollte möglichst groß sein. Am Sichersten ist es, das Kind auf dem Boden zu wickeln.
Kinderhochstuhl
In den vergangenen Jahren mussten in Österreich jedes Jahr durchschnittlich 350 Kinder unter drei Jahren nach einem Sturz zu Hause aus dem Kinderhochstuhl im Krankenhaus versorgt werden. Mehr als drei Viertel (77 Prozent) der kleinen Patienten mussten aufgrund von Kopfverletzungen behandelt werden. Die meisten erlitten eine Gehirnerschütterung, gefolgt von offenen Wunden, Prellungen bis hin zu Schädelbrüchen. Sicher sind Kinderhochstühle eine hilfreiche Unterstützung, gerade beim Essen mit den Kleinen. Keinesfalls sollte das Kind länger als nötig darin sitzen müssen, rät das KfV. Beim Kauf eines Hochstuhls sollten Eltern auf jeden Fall darauf achten, dass eine Fußstütze und eine Sprosse zwischen den Beinen vorhanden sind. Ein stets angelegter Schritt- und Hüftgurt erhöht die Sicherheit des Kindes.
Cornelia Schobesberger
April 2007
Foto: Bilderbox