Ausschlag im Gesicht, auf den Wangen oder Augenlidern wird nur sehr selten mit lackierten Fingernägeln in Zusammenhang gebracht. Dabei sind von Nagellack-Unverträglichkeiten zu 80 Prozent Gesicht oder Hals betroffen und nur sehr selten die Hände selbst. Die Erklärung dafür ist recht einleuchtend. Hände und Finger berühren im Laufe des Tages sehr häufig das Gesicht, meist ohne dass man es überhaupt registriert. Wir reiben uns den Schlaf aus den Augen, kratzen uns verlegen hinterm Ohr, die Hände dienen als Kopfstütze, mit den Fingern werden oft Schminkkorrekturen am Augenlid vorgenommen, Oft dauert es Jahre, bis betroffene Frauen den Grund für Hautunreinheiten oder Ekzeme im Gesicht mit lackierten Fingernägeln in Verbindung bringen.
Eine deutsche Studie des Konsumenten-Magazins Öko-Test hat unter der Leitung von Prof. Björn Manfred Hausen vom Dermatologischen Zentrum am Krankenhaus Buxtehude eine breite Nagellack-Studie durchgeführt. Laut Hausen ist rund eine von 1.700 Frauen betroffen, was amerikanische Hautärzte bestätigen. Hersteller von Nagellacken gehen hingegen nur von einem Risiko von 1:856.000 aus.
Öko-Test hat 24 verschiedene Nagellacke auf den Prüfstand geholt. Sieben Produkte enthielten Kunstharz aus den Stoffen Toluolsulfonamid und Formaldehyd, von Fachleuten als Hauptverursacher der Nagellack-Allergien bewertet. Diese Art der Lacke enthält zum Teil große Mengen freies oder nur leicht gebundenes Formaldehyd. Stichproben ergaben einen Spitzenwert von 5,2 Gramm pro Kilo, also ein Vielfaches dessen, was sonst in Kosmetika festzustellen ist. Der Reizstoff Formaldehyd steht dabei nicht nur im Verdacht, Allergien, sondern auch Krebs auszulösen. Auffallend hoch war beim Nagellack-Test auch die Konzentration an aromatischen Kohlenwasserstoffen, wie beispielsweise Toluol. Schon bei geringen Konzentrationen der Chemikalie können Schwäche, Verwirrtheit oder Müdigkeit auftreten. Ärzte warnen davor, sie länger einzuatmen, weil auch die Niere und das Nervensystem geschädigt werden können. Was also tun, um Nagellack-Allergien zu vermeiden? „Ganz einfach. Der für Allergien verantwortliche Stoff wird meist als Tosylamide/Formaldehyde Resin deklariert. Wer bisher ein Produkt mit diesem problematischen Formaldehyd-Harz verwendet und allergiebetroffen oder –gefährdet ist, sollte einen Produktwechsel in Erwägung ziehen“, so die Linzer Fachkosmetikerin und Dermatologin Dr. Claudia-Fiedler.
Mag. Kornelia Wernitznig
Juli 2010
Foto: Bilderbox, privat
Kommentar:
Univ.-Prof. Prim. Doz. Dr. Josef Auböck
Vorstand der Dermatologischen Abteilung am AKh der Stadt Linz