Der berühmte Bierbauch hat weniger mit Bier als vielmehr mit zu viel und falschem Essen und zu wenig Bewegung zu tun. Männer sind (noch) deutlich stärker betroffen als Frauen.
Übergewicht ist generell nicht gut, aber das Bauchfett bringt im Gegensatz zu den Pölsterchen an anderen Körperstellen zusätzliche Probleme. Denn es ist höchst aktiv, und das zum Nachteil seines Trägers, das wurde in Studien nachgewiesen. „Das Bauchfett produziert Hormone, die Insulinresistenz, Bluthochdruck und eine Störung des Fettstoffwechsels bewirken“, erklärt Dr. Bianca Zuschnig, Oberärztin an der Abteilung für Innere Medizin und Gastroenterologie des Klinikums Klagenfurt. Das Bauchfett bildet sich in erster Linie im Körper. Es umkleidet Darm und andere Organe des Verdauungssystems und kann zunächst unerkannt bleiben. Nur die oberen vier Zentimeter befinden sich unter der Haut und sind damit sichtbar.
Menschen mit zu viel Bauchfett haben ein erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt, Diabetes, Thrombosen oder einen Schlaganfall zu erleiden. Auch für ein vermehrtes Demenz-Risiko werden erhöhte Lipidwerte, wie sie vom Bauchfett verursacht werden, verantwortlich gemacht.
Während Frauen häufig an Hüften, Gesäß und Oberschenkeln Fett ansetzen, wenn sie zunehmen, wächst bei Männern meist der Bauch. Die Ursachen sind nicht restlos geklärt, aber es habe zum Teil mit der unterschiedlichen hormonellen Ausstattung zu tun, erklärt Dr. Zuschnig. Aber auch immer mehr Frauen müssen sich mit dem klassischen Bierbauch herumschlagen, weiß die Ärztin aus ihrer täglichen Praxis. Über die Ursachen gibt es keine schlüssigen Studien, vermutet werden Umwelteinflüsse und die geänderte Nahrung.
Dauerhafte Umstellung
Die Anzahl der Fettleibigen mit den entsprechenden gesundheitlichen Problemen wachse von Jahr zu Jahr, erklärt die Ärztin. Falsche Ernährung und zu wenig Bewegung nennt sie als Hauptursachen. Die Ausrede, man sei eben so veranlagt und esse ohnehin nicht so viel, lässt die Medizinerin nicht gelten. Es gebe natürlich bessere und schlechtere Verwerter, aber niemand, der eine gewisse Kalorienmenge nicht überschreite, komme auf einen Bauchumfang von 100 Zentimetern. Denn die Leibesmitte, in der Taille gemessen, soll bei Männern 102 Zentimeter nicht überschreiten. Für Frauen gilt eine Obergrenze von 88 Zentimetern.
Mit kurzfristigen Diäten ist das Problem nicht in den Griff zu bekommen. Nur eine dauerhafte Umstellung der Lebensgewohnheiten kann dem Bauchfett zu Leibe rücken und so die Risikofaktoren reduzieren. „Vielen ist gar nicht bewusst, was sie im Lauf des Tages zu sich nehmen“, erklärt die Ärztin. Ein Ernährungsprotokoll gebe Aufschluss. Da staune dann so mancher.
Es empfiehlt sich auch, selbst zu kochen, also frische Lebensmittel zu verarbeiten. Denn in Fertigprodukten versteckten sich eine Reihe von Fetten und Zuckern und andere der Gesundheit oft abträgliche Zusatzstoffe. Auch unsere Einstellung zum Essen sei nicht gerade hilfreich, meint sie. „Essen wird als Kompensation eingesetzt. Wir essen aus Frust oder Langeweile, Essen ist ein gesellschaftliches Event. Wir belohnen uns oder Kinder mit Süßigkeiten.“
Ein wesentlicher Faktor zur Vermeidung des Bierbauchs ist auch regelmäßige Bewegung. Dazu müsse man nicht Ausdauersportler werden. Für kürzere Wege das Auto konsequent stehen zu lassen oder Stiegensteigen statt Liftfahren wirke sich auf die Dauer bereits positiv auf das Befinden aus, meint die Ärztin.
Monika Unegg
Jänner 2019
Kommentar
OÄ Dr. Bianca Zuschnig
Abteilung für Innere Medizin und Gastroenterologie, Klinikum Klagenfurt