Glatt und geschmeidig soll sie sein, und Gesundheit und Vitalität ausstrahlen – unsere Haut. Sie tut was sie kann, könnte man sagen, doch wir setzen sie jeder Menge Stressoren aus, die es ihr schwer machen, all ihre Funktionen zu erfüllen und darüber hinaus uns auch noch frisch aussehen zu lassen. Besonders der Sommer mit seiner UV-Belastung, den Schwimmbädern und stressigen Reisen setzen der Haut zu, wenn wir sie nicht schützen und pflegen.
Die Haut als mechanische Hülle ist das größte Organ des menschlichen Körpers. Sie misst beim Erwachsenen inklusive Poren, Drüsen und Haare rund 35 Quadratmeter.
Als wichtiger Parameter der äußeren Schönheit hat sie einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Lebensqualität der Menschen. Sie bestimmt aber nicht nur die Optik, sie erfüllt als echtes Multitalent auch viele Funktionen: So ist sie Atem-, Stoffwechsel- und Schutzorgan und reguliert den Wärmehaushalt. Als Außenposten und äußerer Schild des Körpers schützt sie uns gegen die vielen Einflüsse der Umwelt und gegen alles, was auf den Körper einströmt. Im gesunden Zustand schützt sie uns vor Krankheitserregern aller Art, vor Strahlung ebenso wie vor Hitze und Kälte. Zudem speichert sie Nährstoffe und Wasser, kann Medikamente aufnehmen und Abbauprodukte des Stoffwechsels ausscheiden. Auch ist sie ein Sinnesorgan des Körpers und darüber hinaus besitzt sie einen offenen Kanal zur Psyche, die sich über das Erscheinungsbild der Haut ausdrücken kann.
Mikrobiom für eine gesunde Haut
Auf der Haut tummeln sich eine Unmenge an Mikroorganismen – ein hochkomplexes System aus Kolonien von Bakterien, Pilzen und Viren, welche bei gesunder Haut in Symbiose leben. Sie bilden das Haut-Mikrobiom (auch Hautflora genannt), welches eine einzigartige Schutzschicht darstellt. Ist das System der Mikroorganismen in Balance, bewahrt das Mikrobiom die Haut vor negativen Umwelteinflüssen und schützt sie gegen äußere Eindringlinge.
Das Mikrobiom jedes Menschen ist einzigartig. Ein jeder hat seinen eigenen Mix an Mikroben, die seine Hautoberfläche bevölkern und dort gemeinsam wirken. Diese für das Auge nicht sichtbaren Bewohner sind zudem nicht statisch vorhanden, sondern verändern sich permanent. „Nach und nach entwickelt jeder Mensch seine persönliche Mischung an Mikroben, die in einer engen Beziehung mit der Haut leben“, sagt Prof. Dr. Norbert Sepp, Leiter der dermatologischen Abteilung des Ordensklinikums Linz Elisabethinen.
Bedrohte Hautflora
Ein ausgewogenes Mikrobiom ist für die Gesundheit und Schönheit der Haut wichtig. Nur wenn es in Takt ist, kann es die alltäglichen Stressfaktoren und Umweltschadstoffe abwehren.
Die symbiotische Beziehung zwischen Mikroorganismen und Hautgewebe kann jedoch durch äußere Einflüsse verändert werden, wodurch das Gleichgewicht der Haut gestört wird. Ist das der Fall, sind die Folgen fühl- und sichtbar: Die Haut verliert an Feuchtigkeit, spannt unangenehm und sieht fahl aus. Oft treten Unreinheiten und Rötungen auf, oder auch Entzündungen, Akne, Ekzemen oder Rosazea, eine chronische und entzündliche Hauterkrankung.
Chemikalien in vielen Produkten
Gestört wird das Gleichgewicht durch viele verschiedene Chemikalien, welche uns im Alltag begegnen. Belastet wird die Haut durch den Einsatz verschiedener Kosmetika, Sonnencremes, Seifen, Shampoos und sogar von verschiedenen Hautpflegeprodukten. Sehr problematisch sind vor allem Desinfektionsmittel, Putzmittel und chlorhaltiges Wasser in Schwimmbädern. Selbst eine heiße Dusche irritiert die Hautflora. „All das bedeutet Stress für die Haut, denn es verändert das Mikrobiom und greift die schützenden Fette der Haut und die Hornschicht an, wodurch der Schutzpegel sinkt. Eine kompakte Schutzschicht ist aber wichtig, sonst trocknet die Haut aus und neigt zu Entzündungen und Ekzemen“, sagt Prof. Sepp.
UV-Licht dosieren
Zwischen Mai und August sollte man mittags zwischen 11 und 14 Uhr direktes Sonnenlicht möglichst vermeiden – also nicht in der Mittagssonne sporteln oder sich bräunen. „In dieser Zeit bekommt die Haut 75 Prozent der UV-Strahlung ab, davor können auch die besten Sonnencremes nicht völlig schützen. Das freilich wissen viele nicht. Die meisten Menschen glauben, dass sie sich nur eincremen müssen, um sich dann ohne Bedenken der Sonne aussetzen zu können. So kommt es auch, dass viele Sonnenanbeter im späteren Leben nicht nur übermäßig Falten, sondern auch Hautkrebs bekommen, obwohl sie sich immer mit Sonnencremes eingeschmiert haben. Die Haut merkt sich eben alles. Die Probleme treten aber mit einer Zeitverzögerung von vielen Jahren auf. Wichtig zu wissen: Die Haut hat die meisten Mutationen aller Organe. Je länger man die Haut im Lauf des Lebens der Sonne aussetzt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit von Mutationen und von Erkrankungen wie Hautkrebs. Häufig sieht man das bei Menschen, die einer hohen UV-Belastung ausgesetzt sind, wie etwa bei Piloten, Segler, Bergführer oder Skilehrer. Sie alle bekommen beispielsweise häufig Unterlippenkrebs“, sagt Prof. Sepp.
Richtig vor der Sonne schützen
Der beste Schutz vor UV-Strahlung ist die Vermeidung oder der mechanische Schutz. Bei hoher UV-Strahlung sollte man also nicht in die Sonne gehen. Wenn das nicht möglich ist, helfen Sonnenhut und Bekleidung (Bekleidung, die UV-Licht nicht durchlässt) sehr gut. „Wichtig ist es auch, den Nacken zu schützen, dieser wird oft beim Verhüllen vergessen. Sonnencremes dagegen bieten nur einen relativen Schutz und sind nur bedingt hilfreich. Und ganz wichtig: Kleinkinder haben in der Sonne nichts zu suchen. Ihre Haut ist dafür viel zu empfindlich. Im Urlaub dürfen sie natürlich ins Wasser, danach aber sollten sie gleich wieder in den Schatten“, sagt der Dermatologe.
Individuelle Hautpflege
Man sollte also genau darauf achten, was man seiner Haut zumutet. Ebenso wichtig ist aber auch ihre Pflege und die Produkte, die man aufträgt. Aggressive Reinigungsmittel sollte man ebenso meiden wie eine übermäßige Pflege, da sie das Mikrobiom und den Säureschutzmantel der Haut stören können.
Nicht jedes Produkt ist gut für jede Haut. „Man kann nicht sagen, dieses oder jenes Produkt ist generell positiv. Was für den einen gut ist, kann für den anderen oft nicht verträglich sein. Hier ist Individualität ganz großgeschrieben. Es gibt mehrere Punkte zu beachten: Man muss sich den Hauttyp ansehen, zudem muss man darauf achten, ob ein Mensch leicht schwitzt und auch auf welche Körperstelle ein Produkt aufgetragen werden soll, denn eine Creme oder Salbe wirkt an verschiedenen Stellen oft sehr unterschiedlich. Ausschlaggebend ist, ob einem ein bestimmtes Produkt persönlich guttut oder nicht. Wenn einer eine bestimmte Salbe, die fast alle anderen vertragen, eben nicht verträgt, weil es bei ihm zu jucken beginnt, so muss man das ernstnehmen. Denn es bedeutet, dass beispielsweise der pH-Wert der Haut dann nicht passt und Entzündungsreaktionen entstehen“, gibt Prof. Sepp zu bedenken. Die Lösung liegt in einer ausführlichen und individuellen Beratung beim Dermatologen.
Die Haut reagiert auf Stress
Aber nicht nur von außen wird die Haut belastet, auch die Psyche mischt mit. Auch und gerade in der Urlaubszeit ist der Stress oft groß. Vor dem Urlaub soll möglichst viel Arbeit erledigt werden, damit man nach dem Urlaub nicht vor einem Berg an Arbeit steht. Und auch die Zeit des Urlaubs selbst ist oft belastend, denn Reisen sind nicht nur schön, sondern auch stressig. Und das enge Beisammensein mit Partner und Familie lässt Konflikte hochkochen, denen man sonst ausweichen kann und die man gerne verdrängt.
Unabhängig von der Jahreszeit gilt: Stress, Ängste, Überlastung und negative Emotionen belasten die Psyche und schlagen sich im Hautbild nieder. Sie können sogar zu akutem Nesselausschlag oder Neurodermitis führen. Häufig befeuern sie Ekzeme, die auch chronifizieren können – das heißt, sie bleiben mehr oder weniger dauerhaft bestehen oder treten immer wieder auf. Prof. Sepp: „Typisch bei Stress ist rote und schuppige Haut im Bereich der Augenbrauen und auf der Stirn. Ekzeme zeigen sich häufig auch auf Augenlidern und im Halsbereich.“
Warum Stress sich auf die Haut schlagen kann, lässt sich so erklären: Die Haut steht über das Nervensystem in unmittelbaren Kontakt zur Psyche. Stress schwächt das Immunsystem, stört die Schutzmechanismen der Haut und macht sie anfällig für Erkrankungen. Auch wenn nicht hinter jedem Hautausschlag ein psychisches Problem steckt, so ist doch klar, dass Stress und alle negativen Emotionen das Erscheinungsbild beeinflussen und Hautkrankheiten hervorrufen können.
Zu guter Letzt
Obwohl es jedermann wissen dürfte, sei es der Vollständigkeit halber hier angeführt: Wer seine Haut lange jung und frisch bewundern möchte, sollte nicht nur auf allzu viel Stress und Sonnenbäder verzichten, sondern auch Zigaretten und zu viel Alkohol meiden. Sehr positiv dagegen wirkt: viel bewegen, gesund essen, viel Wasser trinken, ausreichend schlafen und entspannt leben.
Dr. Thomas Hartl
Juli 2022
Bild: TierneyM/shuttertstock.com